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Service-Wüste Deutschland
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Abiturfeier 2004
Erbsünde und Spiegelsaal
Selbstmitleid
Farscape – Science Fiction, Seele und Zeit
Die faulen Deutschen oder das Prinzip der „negativen Evolution“
Foetus in Foeto – der Extremfall Siamesischer Zwillinge
Gaia und der Wendepunkt der Zugewinnfunktion
Profit, Profit über alles
Warum hat sie das bloß gemacht?

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Weitere Sinnierereien aus dem Nirvana

Service-Wüste Deutschland

Was du nicht willst, das man dir tut,
das füg’ auch keinem anderen zu

Billig, billig ist angesagt – die Leute vergessen nur eins: Wer für Qualität nicht bezahlt, kriegt auch keine. Bei uns hier wird ständig erzählt, was wir für eine „Service-Wüste“ wären, als ich in Amerika war, habe ich deshalb genau hingeschaut.

Das darfst du aber wohl nicht, genau Hinsehen: Dann wird dir, am schnellsten in Las Vegas, klar, dass all der Pomp nur Pappmaché ist, nichts weiter, dass Las Vegas eine Art von „Recycling“ für die Hollywood-Firmen mit den Blockbustern ist. Dort, in der Filmindustrie, verhalten sich die Leute interessanterweise gar nicht nach dem eigenen Rezept. Dort wird nämlich Qualität geliefert. Wer einmal die MakingOfs der wirklich großen Filme Revue vor’m geistigen Auge passieren lässt, sieht nichts von Sparen und unterqualifizierten Arbeitskräften, das wird den B-Movies überlassen: Bei Tricks in der Filmindustrie wird tatsächlich Zeit und Geld aufgebracht, da werden „alte Hasen“ noch teuer bezahlt für ihre Erfahrung, da wird stolz auf heimisches KnowHow gepocht, auf Erfindungsgeist und profundes Wissen. Hat mich wirklich zum Grübeln gebracht, wo die Amerikaner „deutsche Tugenden“ aufbringen!

Genau in diesem bunten, glitzernden Las Vegas wurde ich – als Kunde (!) in einen Sandsturm hinausgeworfen, weil die Elektrizität ausfiel und damit die Sicherheits- und Kassensysteme. Und weil ich nur „klauen“, doch nicht „zahlen“ konnte, durfte ich in über 40° heiße Winde, die mir das Atmen schwer machten und durfte die vielen, vielen Kilometer in einer amerikanischen Stadt mit Kleidung laufen, die auf Taxis ausgerichtet ist und Klimaanlagen, die nur leider gerade nicht zur Verfügung standen – wegen des Stromausfalls.

Mir fiel damals River Phoenix wieder ein, der Schauspieler, der auf offener Straße, vor desinteressiertem Publikum, einfach verreckte, weil sich niemand um ihn kümmerte. Amerikaner halten das für Höflichkeit, nicht falsch verstehen, es steckt tatsächlich „gute Absicht“ dahinter: Es zeigt freilich, dass die Grenze zwischen Höflichkeit und Desinteresse wohl sehr schmal ist, wenn ich jemandem beim Sterben „übersehen“ kann.

Seit damals braucht mir niemand mehr mit „Service-Wüste“ zu kommen. Weil sich bei uns die Menschen noch nicht wie Sklaven fühlen und deshalb ihr Gesicht noch nicht hinter einem maskenhaften Pokerface-Grinsen verbergen müssen, sind sie eben manchmal auch ungehalten. Aber ehrlich! Wie viele Leute sind Ihnen denn tatsächlich so gekommen? Die meisten Bedienungen in Fachgeschäften oder Restaurants sind zuvorkommend und wenn sie manchmal ungehalten sind, dann liegt das nicht immer an ihnen. Es gibt auch verdammt viele „Kunden“, die sich gerne wie „Graf Rotz“ aufführen und denken, weil sie etwas für 5 Cent kaufen, jetzt wie Rockefeller behandelt werden zu müssen.

In Amerika – jaaaaaa, da ist das nämlich sooooo anders und viiiiiiieeeel besser...

aber nur dann, wenn alles glatt läuft...

ansonsten lassen sie doch problemlos draußen verenden – wenn du Kilometer durch einen Sandsturm läufst, an Häusern vorbei, die keine Eingänge zu haben scheinen, über Straßen hinweg, die breiter als ein deutsches Straßendorf sind, dann glaubst du, in ein Kafka-Stück versetzt zu sein und dir wird klar, dass dir jetzt nichts passieren darf, weil dir niemand helfen wird, allein deshalb, weil dich gar niemand bemerkt. Dann fällt dir genau dies ein: „da kannst du verrecken“. Kein Wunder, dass es in Amerika Slums gibt...

Jedenfalls – soviel zur Service-Wüste und zu Las Vegas. Obwohl ich auch in Denver als „Kunde“ von einem strengen, blonden, blauäugigen Oberaufseher in einem Hotelrestaurant wie ein Stück Dreck an den übelsten kleinen Tisch mitten im Gedränge gesetzt wurde – weil ich als „rude German“ die Unverschämtheit besessen hatte, die amerikanischen Gepflogenheiten nicht auswendig zu lernen, bevor ich ins Heilige Land flog. Und eine amerikanische Gepflogenheit ist nun mal, in einem Restaurant brav an einem Halteseil zu warten und sich von einem Bediensteten an einen Tisch führen zu lassen – oder zu warten und warten...

ich hätte es ja getan, hätte ich es gewusst – aber „Unwissenheit schützt vor Strafe“ nicht. Außer natürlich, wenn du als Amerikaner in ein fremdes Land kommst, dann muss jeder sogar deine Sprache sprechen...

Umkehrbarkeit ist das Zauberwort in jeder menschlichen Beziehung – ob zwischen Mann und Frau, zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Nord und Süd oder zwischen Amerika und dem Rest der Welt – was du nicht willst, das man dir tut....

offen gestanden habe ich nicht wirklich einen Unterschied zwischen unhöflichen amerikanischen oder unhöflichen deutschen Bedienungen gesehen, außer, dass du in Deutschland ein weniger schlechtes soziales Gewissen haben musst (oder darfst, weil du dich dann wie etwas „Besseres fühlen kannst?) – die deutschen Bedienungen erinnern dich gerade durch ihr weniger maskenhaftes (Nicht)-Lächeln noch weniger ans Mittelalter, wo auch Leibeigenschaft und Schuldturm gerade die kleinen Leute zur generationenlangen Dienstbarkeit zwang. Kennen wir doch alles in Europa! Ha’m wir alles schon gemacht!

Wer Augen hat, sollte sie auch aufmachen und nicht nur für Virtual Reality.

Das ist wohl unser Problem, nicht wahr? Keiner schaut mehr wirklich hin und fragt sich, was an den vielen Vorurteilen, die durch die Köpfe schwirren, dran ist – nicht mal am Vorurteil, dass Vorurteile nichts taugen. Denn natürlich taugen sie etwas, sonst hätte Mutter Natur sie nicht in unsere Köpfe gepflanzt. Sie sind „Unterlassungswerte für Lösungen“, sie sind „Standardlösungen“ für bestimmte Typen von Situationen und deshalb notwendig für „RTE“ – für eine Echtzeit-Informationsverarbeitung.

Der Unterschied zwischen Gläubigen und Wissenden ist aber genau der – die Gläubigen nehmen die Vorurteile als „Lösungen“, die Wissenden als „Unterlassungswerte“. Letzteres bedingt freilich immer eine Kontrolle, ein Querqueck, ob die Situation tatsächlich zu dem Typus gehört, ob sie signifikant abweicht, ob die Lösung variiert werden oder gar ersetzt werden muss. Du musst bei Vorurteilen immer Bertrands Paradox im Kopf behalten und soviel Information als möglich berücksichtigen, das aber „kostet“ – Zeit, Energie, Überlegungen...

Vorurteile sind da viel einfacher und weil sie als Unterlassungslösungen aus einem bestimmten Typ Situation resultierten, treffen sie häufig genug zu, um die Gläubigen „zu bestätigen“.

Genau deshalb konnten sie sich schließlich entwickeln, nicht wahr?

Information – wiederholbare, identifizierbare Wirkung. Kommt etwas immer wieder, kann es auch benutzt werden, wie der Frühling, wenn es warm wird und die Saat in die Erde...

was werden wir tun, wenn der Golfstrom versiegt und der Frühling keine Wärme mehr bringt? (Wieder mal der Pentagon-Report*)

Werden wir dann verstehen, dass Information für Informationsverarbeitungen nur eine Vermutung sein kann und nichts, aber auch gar nichts sicher ist in diesem Universum – zumindest nicht aus der Sicht von endlichen Informationsverarbeitungen? Werden wir dann anfangen, Menschenopfer zu bringen wie so viele Religionen früher, die versuchten, ihre Götter mit Blut zu bestechen, wenn es zuviel oder zuwenig regnete, wenn die Erde bebte oder ihre überforderten Äcker zu Wüsten wurden?

Werden wir dann verstehen, dass Mutter Natur kein Gott ist, der sich wie ein Alpha verhält – durch Unterwerfungsgesten manipuliert werden kann – und dass ihre Großzügigkeit gegenüber Leben keine Vergesslichkeit ist, dass sie uns Intelligenz gegeben hat, weil sie uns die Chance geben wollte, abzuschätzen, wohin unsere Handlungen führen, um nicht blind wie Tiere gegen die Wand zu rennen?

Denn auch Biber verändern ihre Umwelt, sie roden Wälder, sie stauen Flüsse, erzeugen Seen und Wiesen, wo vorher keine waren und sie haben damit zwangsweise Einfluss auf das Kleinklima ihrer Region – oder erst Kaninchen! Sie reagieren auf die Gefahren ihrer Welt durch Vermehrung, fressen alles nieder, wenn sie niemand hindert, wie Australien beweist. Wie Menschen nach den Kriegen auch, wir Babyboomer können davon ein Lied singen - und die bereits völlig überfischten Weltmeere wohl auch.

Und in Massen in die Irre laufen?

Auch keine Erfindung der Menschen – das machen Lemminge mindestens genauso eifrig wie wir.

Oder werden wir endlich, endlich einsehen, dass wenn wir uns wie Biber, Karnickel oder Lemminge verhalten, wir eben auch die Konsequenzen hinnehmen müssen wie Biber, Karnickel -

oder Lemminge?

Und das alles krönen wir Menschen noch mit einer Schimpansenkultur des Bananenhaufens, bei der einer obenauf sitzt und die anderen alle buckeln, um ein bisschen abzukriegen und völlig vergessen, dass sie zusammen den einzelnen Möchtegerngott überwinden könnten. Gier frisst Hirn, divide et impera...

schon bei den Affen...

nicht mal hier sind wir „was Besonderes“...

als hätten wir nie ein Gehirn von Mutter Natur erhalten, das Mathematik, Musik und Kunst erschaffen konnte und Wort, Bild und Schrift benutzt, sie von Generation zu Generation auch weiter zu geben.

Wie intelligent freilich kann eine Rasse wirklich sein, die Immanuel Kant (sein Grab droht in Vergessenheit zu geraten), Gödel (fiel fast den Nazis in die Finger) und Einstein (ja, auch er musste Unterwerfungsgesten zeigen, um nicht als „gefährlicher Ausländer“ behandelt zu werden) wie Mutanten behandelt, während sie Hitlers, Stalins und Khomeinis wie Götter verehrt?

Ist es da wirklich ein Wunder, was heute so politisch abgeht?

*Deaths from war as well as starvation and disease will decrease population size, which overtime,will re-balance with carrying capacity. Quelle (08.03.2004): http://www.ems.org/climate/pentagon_climatechange.pdf (914 KB)

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Führungskraft

George Orwell:
Circus dogs jump when the trainer cracks the whip. But the really well-trained dog is the one that turns somersaults when there is no whip.

Führungsstark ist, wer seine Untergebenen „im Griff“ hat, wer „schnell“ Ergebnisse erzielt, weil er sie „kompetent und zielgerichtet führt“. Dazu braucht er keine jahrelange Erfahrung, kein Diplom oder muss gar besonders kreativ und innovativ sein, nein...

dazu muss er nur aufhören, seinen Untergebenen zu erklären, warum sie etwas tun. Und das natürlich nach erprobten Rezepten, die Sie bei uns kaufen können! Checklisten für alles und jedes und das praktisch kostenlos macht die Führungskraft aus.

Nicht langatmige Ausführungen über Wieso und Warum, sondern kurze und prägnante Tipps für das Wie...

klar, die Leute wollten verkaufen und sie wollen verkaufen auch in Zeiten wirtschaftlicher Engpässe, aber müssen sie so genau demonstrieren, wie der Scheitel der Zugewinnfunktion aussieht?

Denn was ist das Obige anderes als das Rezept „Glaube statt Wissen“? Das sich den Menschen schon seit der Erfindung der Landwirtschaft so verführerisch anbietet, dieser Landwirtschaft mit ihren hohen Anforderungen an Arbeitsteilung und damit eben auch Know How über ganz verschiedene Dinge? Wie sammle und lehre ich Know How, wie organisiere ich Arbeit?

Nun, die Archäologen scheinen zwar unermüdlich nach Zeichen von Alphamännchen in den frühen Kulturen zu suchen, doch es sieht wohl so aus, als wäre ihnen immer mit dem Spruch „wir dachten eben, es müssten Engländer sein“ zur Vorsicht zu raten: Was heute selbstverständlich ist, muss es gestern und morgen noch lange nicht sein (man denke an den Golfstrom!), das Grundprinzip jeglicher Informationsverarbeitung.

Die Anzeichen früher Hinterlassenschaften sprechen eher für egalitäre Kulturen – man möchte doch bitte den leicht verächtlichen Unterton beachten, der mit dem Wort „egalitär“ immer mitschwingt, weil er wohl auf eine gewisse Primitivität oder Bäuerlichkeit hinzuweisen scheint. Ich wiederum weise auf diesen Unterton hin, weil ich es für Menschen, die sich „demokratisch“ nennen, absurd finde, eine solche Lebensform zu verachten. Sind wir denn so unbelehrbar stolz auf unsere modernen Errungenschaften, dass wir den „Alten“ die Fähigkeit dazu schlicht absprechen? Die Höhlenmaler – knappe 30.000 Jahre von uns entfernt – müssen „um Feuer herumhopsende Wilde gewesen sein, die ihre Weibchen an den Haaren in die Höhlen zogen“, weil wir uns gerne wichtig vorkommen?

Dass diese Menschen höchstwahrscheinlich genau dieselben Körper und Gehirne wie wir besaßen und damit sich genauso leicht an Computer gewöhnt hätten wie wir – ist ein Sakrileg gegen unseren Stolz?

Worauf sind wir denn so stolz? Auf die paar großen Geister, die unsere ganzen Errungenschaften hervorgebracht haben oder auf die große Masse, die seit Jahrtausenden Bücher verbrennt und jedem erstbesten Demagogen in wilden Gewaltmärschen hinterherläuft? Die Christen, die die letzte Wissenschaftlerin der großen Bibliothek Alexandria bei lebendigem Leibe häuteten, die Spanier, die die amerikanischen Hochkulturen in den Staub traten (unter jeder erdenklichen Verachtung von Menschenwürde), die Bücherverbrennung der Nazis, die Kulturrevolution von Mao oder die Zerstörung der Buddhas durch die Taliban?

Warum ich das jetzt erwähne?

Um zu zeigen, dass diese Verbindung „egalitär“ und „friedlich“ nicht zufällig ist – und dass Führung und Gewalt eben auch zusammenhängen, alleine deshalb, weil Gewalt so ein hübsch einfaches Mittel ist, seinen Willen durchzusetzen. Und Führungen wollen schließlich genau das, nicht wahr?

Und wer Führung als sein Recht ansieht, der neigt wohl dazu, es sich einfach zu machen. Das ist nicht nur eine Vermutung, das zeigt die Geschichte: Aus egalitären Anfängen landete fast die ganze Welt in totalitärem System – und wenn wir nicht aufpassen, folgen wir diesem „sozialen Gesetz“ wieder, denn Amerika, die Mutter der Demokratie, bietet zur Zeit ein prächtiges Beispiel, wie aus freien Menschen zuerst Mitläufer, dann Arme werden (es gibt schon wieder Hunger in USA, heißt nur heute „food insecure“) – und aus Armut kommt der totalitäre Rest von fast alleine.

Wie fing das alles nur an, fragst du dich als halbwegs stolzer Mensch, der seine Unabhängigkeit (und Menschenwürde!) so weit als möglich bewahren möchte? Wie konnte es nur soweit kommen? Wie konnten halbwegs freie Menschen (denn das heißt egalitäre Kulturen im Klartext) Rechte und Besitz an andere abgeben, bis sie um jede Kleinigkeit betteln mussten, ihre Kinder verkauften und sich selbst in die Leibeigenschaft begaben? Bis all die „schönen, normalen“ Verhältnisse des dunklen Mittelalters, ewige Kriege, und religiös fundierte Vorherrschaft über den eigenen Kopf eintraten mit all den Nebeneffekten für die „Unerwünschten“, Hexen, Juden, Zigeuner? Wo der Beruf „Folterknecht“ genauso normal war wie heute ein Schreiner?

Es fing genau damit an: Nicht langatmige Ausführungen über Wieso und Warum, sondern kurze und prägnante Tipps für das Wie...

Ritualisierung.

Das heißt Ritualisierung – wenn du nicht mehr erklärst, wie das gesamte Modell aussieht, sondern nur noch Teile der Oberfläche, die dein jeweiliger Schüler/Untergebener kennen muss.

Scientia est Potentia
Wissen ist Macht

Das funktioniert sicher prächtig für die Lehrer/Führenden – doch irgendwie nicht ganz so prächtig für die Schüler/Untergebenen...

außer...

außer wenn das System hübsch stabil ist und immer alles beim Alten bleibt.

Dann ist die Ritualisierung wunderbar für alle: Der Lehrer/Führer braucht sich nicht mit der Dummheit seiner Schüler/Untergebene abzuplagen, die Schüler/Untergebene brauchen sich nicht mit „unnützem Zeug“ zu belasten, alles klappt prima, einfach auswendig gelernt ohne verstanden zu haben: Glaube statt Wissen

nur dumm...

wenn sich etwas ändert...

die, die das Modell kennen, können es durchspielen – deshalb hat Mutter Natur uns die Fantasie geschenkt, die nichts anderes tut, als ein Modell der jeweiligen Situation zu erstellen und es durchzuspielen, weil die Realität nun mal nicht stabil ist, Kinder.

der, der nur Oberfläche kennt, wird diese Oberfläche in der neuen Situation nicht anwenden können und in seiner Hilflosigkeit Fehler machen, die mit großer Wahrscheinlichkeit sich gegen ihn wenden. Dann wird er zu den Lehrern/Führern rennen und um Hilfe bitten, die das Modell kennen und ihm eine vielleicht halbwegs passable Lösung daraus vorschlagen – und schwupps, der Nimbus der Allwissenheit der Lehrer/Führer wächst...

die Bereitschaft zur Unterordnung wächst, die nächste neue Situation kommt früher oder später, der Mitläufer wird immer abhängiger....

Abhängigkeit schafft Armut.

Und das ist heute noch exakt dasselbe Spiel wie seit ehedem.

Denn eine Führungskraft, die nach Ritualisierungs-Schema „befiehl, sie haben zu folgen“ vorgeht, kann auch nur in Rahmen der Ritualisierung erfolgreich sein – in den halbwegs stabilen Bereichen der Realität.

Da braucht man aber keine teuren Deutschen mehr – denn das ist exakt (was’n Zufall!) das Gebiet, wo BPO (Business Process Outsourcing) am effektivsten ist.

Wer auf der CeBit brav zuhörte bei dem Thema, wird genau diese Folgerung gezogen haben: Nur in relativ gleich bleibenden, sauber definierbaren Bereichen ist es vernünftig, die Prozesse an Außenseiter abzugeben, weil dann nämlich die ständigen Abstimmungen gering gehalten werden können – Abstimmungen, neuronale Netze, Grenzgeschwindigkeit: Information ist dynamisch und ihre Verarbeitung ist immer Arbeit. Viel Information braucht Arbeitsteilung und kann am besten in der Dreiecksform erledigt werden (ML-Methode), Systeme brauchen saubere Kommunikation und schmale Schnittstellen. Die Grenzen von Systemen lassen sich nicht umsonst am Abfall der Kommunikation erkennen, ob das eine Zelle, eine Software oder eine Firma ist.

Wenn du also ein Subsystem auslagern willst, sollte es hübsch überschaubar sein und möglichst stabil. Warum? Weil es, einmal außerhalb deines Systems, sich nach den jeweiligen Realitäten in seiner Umgebung ausrichten wird und deine Möglichkeiten, es zu beeinflussen, dann sehr viel geringer sind, als wenn es als Subsystem in deinem Machtbereich verbleibt.

Und wie der Artikel über die Grenzgeschwindigkeit der Informationsverarbeitung so bildhaft ausführt: Der Grund für die Existenz der Grenzgeschwindigkeit ist schlicht der, dass nur die synchrone Verarbeitung die Information erhält – sie ist nun mal nicht Zustand, sondern lässt sich nur via Zustand beschreiben und auch dann nur als Relation zwischen Zuständen.

Ist es da nicht nahe liegend, dass eine solche Asynchronizität im selben System viel leichter zu eliminieren ist als in zwei praktisch getrennten Systemen? Und wenn Veränderungen eintreten, dann treten immer auch Asynchronizitäten in ihrem Gefolge auf, dann müssen Abstimmungsvorgänge einsetzen, um diese wieder auszugleichen. Das wissen alle, die das Berufsleben kennen.

Also ist es ganz „natürlich“, sprich aus der Natur der Sache „Information“ resultierend, dass sich langfristig wenig veränderliche Arbeitsgebiete am leichtesten in die Billiglohnländer exportieren lassen.

Das, ihr Trottel, ist EXAKT das Gebiet, das ihr auch mit diesen Ritualisierungsmethoden von Checklisten und sauberen Befehlsketten „erfolgreich führen“ könnt.

Nicht langatmige Ausführungen über Wieso und Warum, sondern kurze und prägnante Tipps für das Wie...

Ritualisierung heißt immer auch Automatisierung – und das heißt Ersatz eurer Arbeitskraft, Kinder.

Denkt nach! Wenn ihr das nicht tut, braucht euch nämlich keiner.

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Alter

Faust, Der Tragödie zweiter Teil:
Nun hat das tückische Alter mich
Mit seiner Krücke getroffen;
Ich stolpert' über Grabes Tür,
Warum stand sie just offen!

Was für mich das Schlimmste am Alter ist?

Oh nein, nicht das Lernen, das geht weitaus flotter als in der Jugend, auch wenn mir das wohl keiner glaubt. Ich schätze, das hängt mit der wachsenden Routine des Lernens zusammen, das mir inzwischen zur zweiten Natur geworden ist, vielleicht auch mit der unbedingteren, weil selbst gesteuerten Motivation...

nein, es hängt schlicht mit der Erfahrung des Scheiterns zusammen, die sich fast zwangsweise in einem Leben so ansammelt (wenn du nicht gerade Bush Jr. heißt).

Und mein Leben ist voll davon – ich rebelliere gegen fast alles und jedes, gegen Ungerechtigkeit, gegen Dummheit, gegen Heimtücke, Feigheit, eben alles, was stinkt. Da ist es kein Wunder, wenn du wie ein Lachs ständig gegen den Strom schwimmst und vor jeder Schleuse mehrfach Anlauf nehmen musst...

Und nein – ich sehe die Fehler nicht nur bei anderen, sondern mindestens genauso kritisch bei mir selbst. Das ist vielleicht eines meiner größten Probleme, weil du dir selbst dann ständig die Frage stellst, ob die anderen so perfekt sind oder nur nicht willens, es sich einzugestehen, und weil es dich frustriert zu sehen, wie wohl sich diejenigen fühlen, die „keine Fehler“ machen. Nicht nur das: Sie fühlen sich nicht nur wohl, sie haben auch Erfolg. Denn wer „keine Fehler“ macht, wird vorgezogen.

Negative Evolution“ nannte das mal ein Sozialkunde-Lehrer von mir. Die anständigen Ehrlichen, die ihren Job gut machen wollen, geben Fehler zu und nehmen die Strafe auf sich – die anderen kleben an ihren Posten und machen so Karriere. So, erklärte er uns, wären aus den hehren Idealen noch jeglicher Religion und Weltverbesserung am Ende nur verkrustete Machtstrukturen erstanden.

Recht hatte er.

Ich dachte immer, ich stünde drüber: Rebellion wäre mir Lohn genug, ich müsste nicht kriechen und betteln für ein paar Bananen.

Das stimmt heute nur noch teilweise: Mir ist Kriechen immer noch so zuwider, dass ich es nicht über mich bringen kann.

Doch das Alter ist nichts für Rebellen, weil Rebellen Hoffnung brauchen. Sie müssen in ihrem tiefsten Inneren daran glauben können, dass das, was sie bekämpfen, auch überwunden werden kann. Und diese Hoffnung ist mir verloren gegangen.

Projekte? Nein, Projekte habe ich meistens sauber durchführen können, ich bin nur eine absolute Niete im Privatleben mit dieser psychischen Konstitution. Wer rebelliert, muss bereit sein zu streiten (ich will nicht „kämpfen“ sagen, um nicht ins Fahrwasser der „Krieger“ zu geraten, die ich aus tiefster Seele verachte, weil ihr ganzes Heldentum nichts weiter ist als ihresgleichen in Schach zu halten – warum also nicht auf „ihresgleichen“ gleich verzichten?).

Wer streitet, wirkt stark – und wer stark wirkt, muss Führer sein oder alleine.

Alles ganz klar und einsichtig. Wenn du aber dann ein menschliches Wesen bist, das den Herdentrieb in urtümlichsten Trieben bereits biologisch verankert hat, kriegst du ein Problem, wenn du immer alleine bist, selbst wenn Tausend Menschen um dich herum sind.

Konnte ich gut damit leben, ich hatte meine Physik.

Und die habe ich jetzt noch.

Doch das Scheitern gerade hier frustriert mich zutiefst. Welches Scheitern? Nun, mein Wissen anderen weitergeben zu können.

Das war mir nie wichtig, nie hätte ich früher daran gedacht, dass es von Bedeutung sein könnte. Jetzt aber, da ich mir meinen Traum erfüllte und etwas wirklich Schönes auf die Beine stellte, führe ich es ad absurdum, weil es nicht weiterentwickelt werden kann.

Mir fehlen die mathematischen, physikalischen, it-spezifischen und sonstigen Expertenkenntnisse, die ich nun bräuchte, um aus den Anfängen einer mathematischen Gruppe, genannt Information, einer davon geprägten Basis-Struktur für Informationsverarbeitungen (arbeitsteilige Doppeldreiecks-Form) und ihrer grundlegenden Strategie zur Gewinnung von Information (Gleichartigkeitshypothese, Gleichzeitigkeitshypothese, Widerspruch) richtig gute Technologie zu machen. Klar, ich arbeite mich voran, ich finde eine kleine Datenbank-Vermessungsmethode hier, eine Analyse-Methode dort, um aus Worten logisch-dynamische Strukturen zu erstellen, ich stelle Plausibilitätsbetrachtungen auf, die von unterschiedlichsten Wissenschaftlern wieder erkannt werden...

das freilich kann ich nicht ausnützen: Ich kann diesen Wissenschaftlern dann nicht in ihrem Fachjargon, mit ihren ausgetüftelten Werkzeugen erklären, warum es so und nicht anders ist.

Und ich kann niemanden dazu bringen, mir zuzuhören.

Ja sicher, in Diskussionen finden es viele „spannend“, um es jedoch selbst anwenden zu können, müssten sie weitaus mehr Zeit investieren und soooo „spannend“ ist es denn nun auch nicht. Erst recht nicht, wenn sie selbst sehr stolz auf eigene Ideen waren und es wohl als Affront betrachteten, wenn ich versuchte zu erklären, wo der Unterschied zu den meinen war.

Und ja sicher schrieb ich Universitäten en masse an.

Spam war ich, nichts mehr. Was nicht sein kann, das nicht sein darf. Du hast nicht mal einen Dr. und schon gar nicht in meinem Fach?

Zwei Leute mit Professur hörten mir mal zu: Der eine fuhr in Urlaub und war nicht interessiert genug, nach seiner Rückkehr nachzufragen, der andere schien wirklich fasziniert zu sein, tauschte mit mir eigene Dokumente aus, diskutierte.

Dann sandte ich ihm die Physik der Information. Ich entschuldigte mich noch für die unprofessionelle Art der Darstellung, weil ich in diesem Buch sehr weit aushole, um Information zu beschreiben. Das liegt schlicht daran, dass ich mit den kurzen, knappen Texten nie überzeugen konnte und mir schmerzhaft bewusst wurde, wie Recht ich hatte.

Wann?

Als ich begann, die Information zu bestimmen. Da fragte ich mich nämlich, wie es sein konnte, dass so viele Leute auf der Suche nach ihr waren und immer noch von dem tiefen Rätsel und der symbolischen Interpretation sprachen, was garantiert nicht aus Naturgesetzen herleitbar sei. Wie ein Zauberspruch, huh? Wenn’s nicht Physik ist, was soll’s denn sonst sein?

Es mussten also sehr, sehr tief liegende Hinderungsgründe vorhanden sein, um alle Wissenschaftler und Experten so blind zu machen. Denn wenn sicher auch ein paar Trottel darunter waren, so waren genauso sicher ein paar Einsteins bei der Suche nach Information, das Problem hätte also gar nicht schwer genug sein können, um nicht geknackt zu werden. Außer, es wäre unlösbar.

Und ja, ja, ja....

das glauben all die klugen Professoren definitiv. Sie glauben zu allermeist, dass Information etwas ist, was sich vom menschlichen Geist verstehen lässt, nicht aber von Maschinen.

Ich nicht. Ich sehe mir DNA an und die Proteinstrukturen, die bereits im Weltall erzeugt wurden und weiß, dass hier Informationsverarbeitung ohne jeglichen Geist vonstatten geht.

Also ist das Problem nicht unlösbar – und nicht schwer.

Genau das war der erste Hinweis für mich, wo ich suchen musste. Ich suchte das Banalste und Normalste und Selbstverständlichste im gesamten Universum: Ich fand Eigenschaft und Wert. Ich fand, dass alles, was in diesem Universum existiert, einen Wert hat, das ist die Quintessenz der Existenz sozusagen.

Zustände sind in der Physik und Technik tatsächlich Selbstverständlichkeiten, in der Mathematik freilich weniger. Eine Eigenschaft hat dort eher „verzierenden“ Charakter, weil Mathematik unveränderlich ist.

Und hier sind wir am zweiten interessanten Punkt: Welches Werkzeug benutzen alle unsere Wissenschaftler, ob Physiker, Techniker oder Soziologen? Mathematik.

Unsere Mathematik entspringt aber aus Euklids Geometrie: Landvermessung. Es ist die Methodik stabiler Beziehungen.

Niemand in diesem Universum garantiert freilich, dass eine Eigenschaft immer denselben Wert hat, ganz im Gegenteil: nichts ist ewig.

Der Rest ist Geschichte und in den Büchern und dem Blog schon ausführlich beschrieben.

Der unglaublich zynische Verlauf meiner ach so klugen Einsicht?

Ich hatte vermutet, dass niemand auf die Lösung kommt, weil die Hinderungsgründe so überwältigend sind, dass selbst Einstein sie nicht überwinden könnte.

Wie aber soll ich das dann fertig bringen?

Mit meiner in jedem ihrer Fachgebiete unspezifischen Terminologie? Mit meinen primitiven Berechnungen und eher oberflächlichen Plausibilitäten, wenn sie monatelange Studien gewohnt sind? Mit meinen kleinen Methoden, wenn die Großkonzerne bereits Tausende von Personenjahren in die ihren steckten – was nach dem evolutionären Mutation/Selektion-Prinzip irgendwann zu richtig guten Resultaten führen muss?

Ich hatte es versucht, es gibt jedoch viel zu viele „kluge“ Leute, die sich anderen aufdrängen, und so wurde ich nur Spam.

Dann versuchte ich es mit „Fläche“, mit eher allgemein gehaltenen Erläuterungen in soviel verschiedenen Varianten, dass irgendeine doch mal am Verständnis andocken sollte.

Und bei „meinem“ letzten Professor schien es fast so, als könnte mir das glücken.

Nicht nur, dass er interessiert mit diskutierte, nicht nur, dass er einen wirklich ungewohnt aufmerksamen Ton in seinen Emails zu Tage treten ließ, auch schien der Anfang des Buches ihn gnädig zu stimmen...

leider nicht das Ende. Denn am Ende, als es um die Strategie der Informationsverarbeitung ging, und ich deshalb zu menschlichem Geist kam, da wurde er sehr sachlich im Ton und brach die Diskussion ab. Er könne das nicht akzeptieren, eine so „mechanische“ Art der Betrachtung. („Die grundsätzliche Verschiedenheit der uns geläufigen Kategorien der Naturwissenschaften von den Kategorien des subjektiven Erlebens hat die Menschheit bisher erkenntnismäßig nicht bewältigt.“)

Dabei waren wir uns in so vielen Dinge so einig! Er hatte sie sich in langen Jahren erlernt und erarbeitet, ich hatte sie mir hergeleitet. Und doch schrieb er am Ende distanziert „aber Ihre Defintion des Informationsbegriffs ist mir trotz meines guten Willens unverständlich geblieben.“

Und ja, das war unbestreitbar. Niemand hat je so sachkundig und interessiert mit mir diskutiert wie dieser Mann und trotzdem konnte ich es ihm nicht erklären.

Ich habe damals aufgehört, irgendjemand noch irgendetwas zu erklären. Ich werd’s meinem Computer beibringen, das kann ich und weil ich das kann und weil das gesamte logische Konstrukt der Information nirgends auf Widersprüche stößt und von so vielen Wissenschaftlern gerade durch ihr Wiedererkennen eigener Theorien bestätigt wird, weiß ich, dass ich Recht habe, auch wenn sicher im Normalfall die einzelne Stimme Unsinn plärrt, die gegen viele anders lautende ankämpft. Recht zu haben und übersehen zu werden, frustriert freilich richtig stark, zumal sich mit dieser Physik der Information meine Branche endlich professionalisieren ließe, zu einer erwachsenen Technik werden könnte. Weil das so ist, verstehen es ja „meine Computer“...

– aber bei Menschen geb’ ich’s auf. Na klar, wenn ich im Gespräch bin und merke, dass Interesse besteht, dann rede ich noch, doch ruhig zu sein macht mir keine Probleme mehr. Es ist sinnlos.

Das ist das Alter.

Und als Krönung obendrauf? Der Pentagon-Report*, der all die vergangen Jahre reden, reden, reden über Umweltschutz und Nord-Süd-Gefälle genauso sinnlos macht wie alles andere auch. Es wird kalt werden und die Völkerwanderungen werden alles niederwalzen, an was mein Herz hier hing und was noch übrig wäre nach einem Klimawechsel, der aus meiner milden, sonnigen Wein-Heimat eine öde, kalte Tundra werden lässt.

*Deaths from war as well as starvation and disease will decrease population size, which overtime,will re-balance with carrying capacity. Quelle (08.03.2004): http://www.ems.org/climate/pentagon_climatechange.pdf (914 KB)

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Abiturfeier 2004

Rene Descartes:
Cogito, ergo sum
Ich denke, also bin ich.

Zurück in den Opernball!

Warum sind wir eigentlich auf die Straße gegangen, warum gab es APO, Demonstrationen, Frauenbewegung? Warum muckten wir gegen den Mief der Gesellschaft auf und haben nichts weiter erreicht als unseren eigenen Mief? Klar ist er jetzt bunter, wir lernen ja brav aus den amerikanischen Movies und klar ist die Sache jetzt perfekter organisiert als vor 30 Jahren, eine vollkommene, durchgestylte Mischung von Wiener Opernball und Cheerleader-Glamour.

Kopfschüttelnd las ich, dass die „größte Errungenschaft“ nach dem Fall des Sowjetreiches die Wiedereinführung des Vorstellungsballes für reiche Debütantinnen war in St. Petersburg, dem ehemaligen Leningrad (Stichwort „Der Pate“: passt irgendwie prächtig zur Mafia, schätze ich). Wien, Wien, nur du allein...

Kopfschüttelnd las ich auch, dass in Wien diese Tradition wieder mit wachsender Begeisterung gepflegt wird.

Und klar habe ich das nie so recht glauben können – all dieser oberflächliche, käufliche Tand, den die 68er so treffend beschrieben und so begründet verachtet haben, hat die 68er längst überdauert, die entweder tot oder besiegt – oder reich und angepasst sind und alles, was sie als junge Leute glaubten, über Bord warfen für große Autos, reiche Männchen oder hübsche Weibchen und wohlerzogene Kinder.

Schnief.

Jetzt glaub’ ich’s.

Jetzt weiß ich auch, warum es niemanden interessiert, dass in Amerika Bush auf Teufel komm’ raus lügt, dass Politik ganz offen machiavellisch wird, die Demokratie zur lächerliche Farce verkommt, der Rechtsstaat nur noch eine lukrative Form von Selbstbedienung darstellt - und keiner sich mehr drum schert...

Information.

Es ist wieder Information.

Die Information, die Mutter Natur dazu brachte, uns ein so tolles, wunderbares, mächtiges Gehirn zu geben, hat uns, die wir soooooooooooooooo viel dümmer als unser Gehirn sind, ausgetrickst.

Studien über amerikanische Studienanfänger zeigen, dass sie, ganz wie hier, sehr stark an Geld und Familie, all den herrlichen islamisch-christlich-jüdischen Grundwerten, interessiert sind, freilich kaum noch an Umwelt oder sozialem Frieden.

Und das ist kein Wunder.

Denn Schrift und Sprache sind noch jung, Kinder!

Naturwissenschaft in ihrer strengen Form gibt es wohl auch erst seit David Hilbert, der die Mathematik Euklids erst in Reinheit vollendete – das sind gerade mal 100 Jahre plusminus ein paar!

Aber Information prägte unseren Körper schon Milliarden Jahre lang, seit der allerersten Zelle, die DNA verwendete – dann schuf Mutter Natur die Neuronen, erst wenige im Haufenhirn, dann die Leitern, dann die Gehirnstrukturen Klein- und Zwischenhirn, zuständig für Körperfunktionen und biologische Programmierung. Instinkte, Gefühle sind nämlich nichts weiter als Schablonen-Lösungen für einen spezifischen Typ von Problemfall, der über Signalreize bestimmt wird. Signalreize sind schließlich nichts weiter als „Symbole“, als Reduktion von Eigenschaftsvielfalt auf eine ganz spezifische, „prägende“, charakteristische Eigenschaft, die als Stellvertreter für den gesamten Zustand taugen kann.

Zumindest in den meisten Fällen.

Dass diese Programmierung überhaupt funktioniert, liegt in der Natur der Information begründet, wiederholbar und identifizierbar zu sein. Die Identifizierung geschieht dann über die Signalreize/Symbole/Identifikatoren, die Wiederholbarkeit wird über die Häufigkeit der Ereignisse, sprich die Häufigkeit bestimmter Zustands-Reihenfolgen ermittelt.

Wiederholbarkeit heißt schließlich, dass aus einem Anfangszustand immer ein Endzustand folgt und das ist nun mal nur eine theoretische Formulierung. Immer ist zeitliche Unendlichkeit und als solche schlicht nicht realistisch beweisbar.

Unmöglich.

Aber – und das ist das, was Leben erschuf – „realistische“ Wiederholbarkeit liegt vor, wenn die Dauer der Gleichmäßigkeit länger als die Lebensspanne der Informationsverarbeitung ist. Dann nämlich kann „immer“ durch „immer während meines Lebens“ ersetzt werden und da eine IV vor ihrem Beginn nicht existiert, interessiert nicht, was dann geschah, und da sie nach ihrem Ende nicht existiert...

Mein Lieblingsbeispiel (nach Erscheinen des Pentagon-Reports*) in Zeiten des Klimawandels: der Golfstrom. (Ja der, der heute keinen mehr hinterm Ofen hervorlockt, dieser Golfstrom). Wie sich gerade in letzter Zeit herausstellte, ist der Golfstrom wohl des Öfteren schon gekippt und hat genau dadurch die Kälteperioden in Europa ausgelöst.

Aber!

Das war vor Omas Zeiten, also ist es nicht „wahr“. Im Frühling wird es warm, dann kannst du säen, im Sommer wächst und gedeiht alles und im Herbst da kannst du Erntedank deinen Göttern bieten für den schönen, reichen Ertrag.

Dass die Höhlenmalereien uns nicht nur Mammuts, sondern auch Löwen hinterlassen haben, gab wohl keinem wirklich zu denken – Löwen und Mammuts in Frankreich und Bayern! In beiden Zeiten dürfte die Landwirtschaft nicht ganz so erfolgreich gewesen sein, denn Löwen weisen auf Steppe hin, Mammuts auf Schnee.

Dieses herrlich milde und fruchtbare Klima, das wir in den letzten Tausenden von Jahren genießen durften, ist deshalb überhaupt keine Selbstverständlichkeit.

Und ist trotzdem in unserem Kulturgut, in unseren Bauernregeln und Traditionen fest gemeißelt.

Weil...

ja weil es eben weitaus länger als ein Menschenleben dauerte und die Gehirne der Kinder sich von der jetzigen Situation prägen lassen – was absolut Sinn macht, denn sie müssen jetzt überleben und sich jetzt zurechtfinden und jetzt die richtigen Entscheidungen aus den angebotenen Informationen treffen.

Und es zeigt schön, dass der warme Frühling, der fruchtbare Sommer und der milde Herbst zwar langfristig keine Selbstverständlichkeit sind und deshalb keinesfalls die Bedingung „Information“ erfüllen, dass es für Leben jedoch völlig genügt, wenn ein Ereignis lang (im Verhältnis zu seiner Lebensspanne) gleichartig auftritt, weil diese Bedingung „immer“ schließlich auch nicht realistisch ist. Langfristigkeit erfüllt deshalb das „Immer während meines Lebens“ = Information.

Liegen also wiederholbare, identifizierbare Ereignisse vor, die weitaus länger als die Lebensspanne einer Rasse sind, so sind das tatsächlich Informationen für diese Rasse in einem sehr realen Sinn, auch wenn die theoretische Bedingung unerfüllbar bleibt. Dann kann diese Information als so „zuverlässig“ eingestuft werden, dass es sich für die Rasse lohnt, sie zu verwenden – sie in ihre Instinkte, Gefühle, Kulturen einzuprogrammieren.

Das funktioniert!

Das funktioniert richtig gut, wie am reichhaltigen Leben auf der Erde erkennbar ist, wo primitive und hoch entwickelte Lebewesen parallel existieren können, denn auch „dumme“ Rassen, deren Intelligenz also keine hohe Prognosegenauigkeit und damit keine besonders guten Entscheidungen ermöglicht, finden sich mit der Physik dadurch ab, dass sie die niedrigen Trefferquoten für richtige Voraussagen durch Massenproduktion von Individuen ausgleichen. Ein paar treffen’s dann schon, wie im Lotto – und solange die paar überleben, überlebt die Rasse.

Wie jedoch die drei großen Aussterbewellen zeigen, funktioniert es nur, solange alles „hübsch beim Alten“ bleibt, solange eben die Vermutung – „diese Reihe gleicher Ereignisse setzt sich auch in Zukunft fort“ – korrekt ist. Ändern sich Rahmenbedingungen...

haste halt Pech.

Das müssen nicht nur globale Wetteränderungen sein, da genügen auch „Kleinigkeiten“, wie beispielsweise eine seefahrende Rasse. Wie viele Tiere starben nur deshalb aus, weil Menschen auf ihre Inseln/Kontinente kamen? Der Dodo wurde von ihnen gefressen und innerhalb von Jahrzehnten eliminiert, bei der australischen Fauna dauert’s eben ein bisschen länger, bis all die interessanten Beuteltiere von den überlebenstüchtigeren Säugern ausgerottet sind.

Genau deshalb erfand Mutter Natur unser Großhirn.

Es soll die an sich tauglichen Ergebnisse der Instinkte und Gefühle kontrollieren – hinsichtlich ihrer aktuellen Anwendbarkeit. Dabei muss es letztendlich nur prüfen, ob die Ergebnisse in Widerspruch mit irgendeinem auftretenden Element in der aktuellen Situation geraten. Ist dies nicht der Fall, kann es recht unbesorgt die Standardergebnisse verwenden.

Wenn aber doch...

dann muss es prüfen, wie diese Widersprüche mit den Signalreizen in Verbindung stehen, ob weitere Eigenschaften der Zustände zu berücksichtigen sind, ob das Grobmodell der Instinkte und Gefühle wenigstens halbwegs passt, ob ob ob ....

es muss letztendlich den ganzen langen Weg der Informationsverarbeitung: Gleichartigkeitshypothese, Gleichzeitigkeitshypothese ==> Modellbildung mit Simulation von Verhalten ==> Überprüfung auf Widersprüche ==> Gleichartigkeitshypothese, Gleichzeitigkeitshypothese ==> Korrektur Modellbildung mit Simulation solange durchführen, bis die Zeit für die Entscheidung abgelaufen ist oder eben bis ein halbwegs passables, sprich günstiges und widerspruchsfreies Modellverhalten erzielt werden konnte. Dies nennt sich dann „Entscheidung“ und muss von der IV so genau als möglich in die Realität umgesetzt werden. Je intelligenter die IV, umso eher tritt wegen ihrer hohen Prognosegenauigkeit ein, was sie sich „so gedacht“ hat, umso besser stimmt das real bewirkte Ergebnis mit dem Ergebnis der Simulation überein – und zwar in der Zukunft. Soll heißen, dass die Entscheidung für die IV tatsächlich günstig ausfiel und nicht nur in der nächsten Sekunde.

Die nächste Sekunde für sich nützen kann schließlich auch Gewalt, da braucht’s keine Intelligenz.

Nein, eben auch in weiterer Zukunft darf die Entscheidung nicht zu Querschlägern führen, um als „günstig“ bewertet zu werden – genau das ist die Moral der griechischen Sagen von König Pyrrhos und König Kroisos. Und auch des Sprichworts: „Sei vorsichtig damit, was du dir wünschst. Es könnte in Erfüllung gehen.“ (Kennt jemand die Alien-Filme? Prächtiges Beispiel!)

Was das alles mit den jungen Leuten und ihrem Desinteresse an Umweltschutz zu tun hat?

Nun, sie hörten von uns über Jahrzehnte, dass die Klimakatastrophe kommen wird, dass es kalt werden wird, dass Hungersnöte ausbrechen, dass Völkerwanderungen und Kriege die Menschheit dezimieren werden, wenn wir nicht sorgsam mit der Umwelt umgehen.

Sie wurden geboren – in Reichtum und mildem Klima und Verachtung für Umweltschutz.

Sie wuchsen auf – in Reichtum und mildem Klima und Verachtung für Umweltschutz.

Ihr Gehirn formte seine Neuronen - in Reichtum und mildem Klima und Verachtung für Umweltschutz.

Sie gingen zur Schule, machten Abitur - in Reichtum und mildem Klima und Verachtung für Umweltschutz.

Was lernten sie also?

Düstere Prognosen ==> keine Wirkung.

Ganz im Gegenteil!

Sie stellten fest, dass diejenigen Männchen, die die großen spritfressenden Autos fuhren, sich mit den hübschen, deshalb Fruchtbarkeit versprechenden Weibchen paaren durften, dass die, die keine Rücksicht auf Umwelt nahmen, ein viel bequemeres Leben führten, mehr Geld verdienten, glänzendere Karrieren machten als die „Dummen“, die sich um soziale Verantwortung und saubere Luft sorgten.

Das ist Information! Gleichmäßige Identifizierbarkeit, so lange sie lebten.

Es ist für sie wahr: Düstere Prognosen ==> keine Wirkung (außer Nachteile für die, die darauf „hereinfallen“).

Ihr Großhirn ist bei allen guten Noten und tollen Karriereaussichten bei den großen deutschen Firmen nicht in der Lage, den Widerspruch zu erkennen...

diesen Widerspruch, der aus den Höhlenmalereien mit den Löwen und Mammuts schreit, der aus den Ergebnissen der Wissenschaftler dröhnt, der aus den Messungen am Golfstrom hämmert, der genau in den letzten 20 Jahren (wie in ganz frühen Modellen der „Schwarzmaler“ schon korrekt vorhergesehen) um 20% nachgelassen hat und der heute genauso umkippen kann, wie er es schon früher tat und zwar in rasantem Tempo, das oft nicht mehr als 20 Jahre braucht für die Geburt oder den Tod einer Eiszeit...

diesen Widerspruch, den uns unser Großhirn zwar erlaubt zu erkennen, weil es von Mutter Natur so mächtig ausgestattet worden ist, dass es Physik treiben kann...

und den genau dieses Großhirn, solange es jung ist, gar nicht erkennen kann, wenn es in Reichtum aufgewachsen ist, weil es eine wichtige Erfahrung nie machte, die wir Vorgänger wenigstens noch fühlen konnten: das Scheitern.

Der Krieg war noch nicht ganz vergessen in unserer Jugend, noch wussten die Menschen, dass Gier und Dummheit Katastrophen erzeugen und dass du nichts, aber auch gar nichts als „selbstverständlich“ und „gottgegeben“ hinnehmen kannst, dass du alles verlieren kannst...

diese Erfahrung durften die Jungen nie machen...

also werden sie sie wohl durchmachen müssen, um zu begreifen, dass Information nur eine Vermutung ist.

Unser Gehirn weiß das, es ändert ständig seine Erinnerung deshalb, sortiert sie um, bewertet sie neu – und zwar in sehr weitreichendem Maße, wenn es sein muss: Das zeigen die Skandale über die Krankheit der multiplen Persönlichkeit, die tatsächlich mindestens in ein paar Fällen den Patienten von ihren Psychiatern eingeredet worden war. Das hat freilich überhaupt nichts mit „Unzuverlässigkeit“ der Erinnerung zu tun.

Nur mit der „Unzuverlässigkeit“ der Informations-Vermutung.

Denn die basiert immer nur auf Zählungen: Häufige gleiche Ereignisse sind vermutlich Information, ständig gleich Ereignisse höchstwahrscheinlich.

Wie die „Tatsache“, dass es im Frühling schön warm wird.

Und die übermorgen schon nicht mehr wahr sein kann. Völlig unabhängig davon, was Menschenjungen „sich denken“...

Und wir Alten?

Sind schuld daran...

Weil wir es kannten, das Scheitern... und es fürchteten...

und es unseren Kindern nicht antun wollten. Wir nannten das Liebe.

Liebe. Wir hegten und pflegten sie, wie es die Biologie in Mütter und sogar gelegentlich Väter pflanzt (Liebe ist via Lustprinzip schließlich nichts weiter als die „Bezahlung“ für unentgeltliche Dienste am Nachwuchs, auch am „möglichen Nachwuchs“), wir erfüllten ihre Bedürfnisse sekundengenau, wie es uns die Kinderpsychiater befahlen, die ihre eigenen Kinder wegen Arbeitsüberlastung nie sahen und uns erzählten, wie schwer Nichtanwesenheit und das Warten auf Bedürfnisbefriedigung Kinderseelen verletzen würde, wir sparten für ihre Kleider, Väter machten Überstunden für ihre Hausfrauen, weil nur die nach gut deutschem Glauben „gute Mütter“ sind und keine noch so rebellische Frau wirklich eine Rabenmutter sein will (die biologische Programmierung ist verdammt durchschlagend), wir fanden uns mit den „Gegebenheiten“ ab, die wir früher als destruktiv bekämpft hatten, „um der Familie willen“, weil das Haus bezahlt werden musste, die Mieten, die Schulbücher, all die vielen kleinen Angebereien, die du tust, um den Nachbarn zu imponieren, um dein Kind im Kindergarten zu „sozialisieren“ und zu garantieren, dass Geld nicht der Faktor ist, der dein Kind aus der Gruppe drängt, die eben ins Kino will, Burger essen will...

und jetzt schicken wir sie vielleicht in die größte Katastrophe der letzten 10.000 Jahre – selbst gemacht durch unsere Dummheit, unsere Feigheit, unsere Faulheit, unseren Geltungstrieb...

all das, was unsere Eltern Hitler nachlaufen ließ und was wir so verdammten...

wir verrieten aber nicht nur Deutschland wie sie – und wir haben vielleicht nicht „nur“ 20 Millionen Leben auf dem Gewissen...

nein, wir machten es besser, wir die 68er und die, die ihnen folgten und sie noch verehrten, obwohl sie längst schon „whores“ geworden waren, längst schon verkauft waren, von sich oder von anderen...

wir haben vielleicht Mutter Erde gegen uns aufgebracht und das kann Milliarden Leben kosten...

und mit ganz, ganz, ganz großer Wahrscheinlichkeit dann eben auch das Leben unserer Kinder.

Das nennen wir Liebe?

*Deaths from war as well as starvation and disease will decrease population size, which overtime,will re-balance with carrying capacity. Quelle (08.03.2004): http://www.ems.org/climate/pentagon_climatechange.pdf (914 KB)

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