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Daimler und Chrysler
Fata Morgana
Verdrängen und Gesundbeten
Flaschenpost
Service-Wüste Deutschland
Führungskraft
Alter
Abiturfeier 2004
Erbsünde und Spiegelsaal
Selbstmitleid
Farscape – Science Fiction, Seele und Zeit
Die faulen Deutschen oder das Prinzip der „negativen Evolution“
Foetus in Foeto – der Extremfall Siamesischer Zwillinge
Gaia und der Wendepunkt der Zugewinnfunktion
Profit, Profit über alles
Warum hat sie das bloß gemacht?

Sinnierereien aus dem Nirvana

Zur Erklärung dieser „Sinnierereien“:

Ich habe eine Riesenschwäche – das Philosophieren. Ich komme nicht darum herum, zumal jetzt der ewige Winter in meinem Hinterkopf sitzt. Der Pentagon-Report*, ja der, der sagt, dass in 20 Jahren der Golfstrom erloschen ist und damit das „normale“ Kontinentalklima auch Europa, die Tochter der Götter, trifft, dann die TV-Reportage der BBC, die erklärte, warum das so ist: sinkender Salzgehalt wegen der Schmelze und des stärkeren Regens wegen der globalen Erwärmung, dadurch Abschwächung des Golfstroms bis zum totalen Aussetzen – bereits jetzt 20%...

das lässt mich nicht mehr los, da kann ich nicht anders als immer wieder drüber zu grübeln, ob mein Haus die Stürme aushalten wird und ob ich das Geld für die nötige Heizung zusammenbekommen werde, wie teuer Nahrungsmittel werden und ob ich mein Kind dazu verdammt habe, in einer Höllenwelt von Milliarden verhungernder, verzweifelter Menschen unterzugehen – der Pentagon-Report* meinte ja auch trocken, dass die Umweltkatastrophe das aktuelle Bevölkerungsübermaß auf der Welt wohl wieder „reduzieren“ würde – und ich befürchte, dass mein Nachwuchs nicht die nötige tierische Überlebensqualität aufweisen wird, sich in dem einsetzenden Hauen und Stechen durchzusetzen. Da werden Kinder, Alte, Schwache, Kranke zuerst dran glauben müssen, Hilfe zu leisten, anständig zu sein wird tödlich werden können, man kennt ja die Science Fiction Stories zur Genüge...

Ja, liebe Rentenkalkulierer – schreit ruhig nach Kindern, wenn ihr geborene Sadisten seid...

Galgenhumor beiseite: Dieser Blog ist als Projektblog gedacht und auch wenn mein Projekt unter meiner Schwäche leidet, soll es der Blog nicht weiter, habe ich beschlossen. Um aber meiner Schwäche zu frönen, öffnete ich mir stattdessen das Hintertürchen „Sinnierereien aus dem Nirvana“ – ich schätze zwar, da gehören meine Grübeleien hin, andererseits muss ich sie auch loswerden. Manche Dinge sind einfach zu frustierend oder zu ärgerlich: Ad nauseam, wie der Lateiner so passend sagt.

*Deaths from war as well as starvation and disease will decrease population size, which overtime,will re-balance with carrying capacity. Quelle (08.03.2004): http://www.ems.org/climate/pentagon_climatechange.pdf (914 KB)

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Daimler und Chrysler

Hildegard Knef:
Zwei Schritte vor -
und drei zurück

Kleine Nebenbemerkung aus dem Nirvana: Habe heute einen Bericht über die Bemühung von Faux gelesen, seine Website attraktiver zu machen. Noch ’ne Nebenbemerkung für all die, die sich in der TV-Landschaft von Amerika nicht auskennen – Faux ist der Meinungsmacher #1 drüben, die Springer-Presse am Ziel ihrer Träume, sozusagen: die totale Dominanz über die Köpfe. 80% aller Faux-Gläubigen war tatsächlich der Meinung, dass der Irak sowohl mit den „Bösen“ liiert war als auch, dass er kurz vor’m 3. Weltkrieg stand und bunkerweise Atombomben auf Langstreckenraketen stationiert hätte, alle mit Angriffsziel Mittelwesten. Das blüht uns wohl bald auch, Politik ausschließlich via Massenblatt (mit der Betonung nur auf „ausschließlich“)– die Gläubigen sind schon seit 10.000 Jahren stärker als die Wissenden. Das Problem ist schlicht und einfach, dass der Nutzen von Intelligenz immer auch den Trampeln zugute kommt, die es dann dazu verwenden, alles zu zerschlagen. Golf-Strom ade!

Was ich aber eigentlich notieren wollte zum ewigen Gedenken: Wir Deutschen, untertänigst vor dem Heiligen Gral buckelnd, tragen schon irgendwie, vielleicht via LKW-Maut und Arbeitslosengeld, an amerikanischen Verpflichtungen mit, nicht nur über die Soldaten in Afghanistan oder den Schuldenerlass. Chryslers große finanzielle Probleme Ende der 90er stammten nicht zuletzt aus seinen Rentenverpflichtungen, basierend auf Aktienfonds, die nun mal zur Jahrtausendwende kaum noch etwas wert waren. Also butterte Mutter via Sanierung Geld nach Amerika – und weil Großkonzerne gerne irgendwie an Steuergelder herankommen, was wohl die eigentliche Triebfeder für den Irak-Krieg war (s. Halliburton und Bechtel), schätze ich, dass auch Daimler-Chrysler sich diese Verpflichtungen versüßen ließ (Abschreibungen?). Obwohl also definitiv von Deutschland nach Amerika der Geldfluss eilte, was angeblich doch zeigt, wer das Sagen haben sollte, wird in Amerika immer noch nur von Chrysler gesprochen. Der „üble Geruch“ aus Deutschland, der Name „Daimler“, soll die armen Amerikaner nicht aus ihren süßen Allmachtsträumen wecken. Hier in Deutschland aber sind wir so glücklich, endlich nicht mehr nur „deutsch“ zu sein, dass wir gerne immer und überall Daimler-Chrysler sagen und am liebsten fast sogar Stuttgart dicht gemacht hätten, um ins Heilige Land zu gehen. Wen kümmern schon Arbeitsplätze, wenn du endlich, endlich „wer sein“ darfst?

Lieber Gott, wieso ist das denn niemandem außer mir schlicht peinlich, diese ständigen Unterwerfungsgesten?

ja danke, Hitler, klar, das ist auf deinem Mist gewachsen. Hitler hat die Verbrechen begangen, die Ursache unserer heutigen Situation sind, unzweifelhaft und ohne Beschönigungen – und mit ihm all die dummen, bequemen, feigen Mitläufer, die sooo lange „typisch deutsch“ waren. Faux freilich zeigt uns jetzt wunderschön, dass dieser Typ Mensch überall vorkommt, sogar im Heiligen Land der Demokratie. Und dass dieser Typ Mensch immer noch Kriege gegen Kinder beginnt, die durch nichts außer Gier und Machtgeilheit gerechtfertigt sind – völlig ohne Hitler. Nazi-Filme ansehen und die Rolle des ewigen „Bösewichts“ und oft sogar des kindischen Idioten ständig innezuhaben, ist sicher unsere Volksstrafe für unsere Vergangenheit, die wir nun mal in Sippenhaft für unsere Väter akzeptieren müssen – es verhindert nur leider überhaupt nicht, dass der ganze Spuk von vorne beginnt. Und das ist es doch, was die Einsicht von Fehlern uns beibringen soll: zu verhindern, dass sie noch einmal gemacht werden. Das, Kinder, ist der Grund dafür, dass wir uns schämen sollen für unsere Väter – um den Schwachsinn zu vermeiden, nicht aus Masochismus.

Wir Deutschen sind keine Menschen zweiter Klasse. Punkt. Wir sind nur nichts Besseres, auch wenn es dem Anerkennungstrieb von Möchtegern-Alphas offensichtlich nicht ausreicht ist, „nur Mensch“ zu sein.

Mir reicht das völlig – wir Menschen sind immerhin die irdische Rasse, die die Zugewinnfunktion der Intelligenz auf dieser schönen blauen Erde austestet. Wir sind der Punkt, an dem Mutter Erde ihr Abitur macht, sozusagen. Schafft ihre Biosphäre es, intelligent zu werden oder richtet das Missing Link „Homo MöchtegernSapiens“ diesen Anlauf wieder zugrunde? Sind immerhin schon einige Anläufe schief gegangen, drei inzwischen, soweit ich weiß. Drei große Aussterbewellen gingen über diese Erde bereits hin, haben Platz gemacht für neue Programmierkonzepte – Re-Design heißt das in der IT-Branche und ist immer mal wieder nötig, um die alten, historisch bedingten Fehler endlich mal aus der Software zu eliminieren.

Nur leider schätze ich, dass Mama Erde nur noch einen, höchstens zwei Versuche haben wird – dauern immerhin ein paar zig Millionen Jahre. Obwohl...

die Säugetiere es in ca. 60 Mio Jahre zum Scheitelpunkt der Zugewinnfunktion geschafft haben, das hat wohl, soweit ich die Archäologie im Gedächtnis habe, kein anderes Baukonzept zuvor geschafft.

Mich würde zu sehr interessieren, wie weit der nächste Versuch kommt – wie die Programmierung von autarken Objekten aussehen muss, um nicht nur intelligente Einzelwesen zu erschaffen (das sind wir zugegebenermaßen), sondern eben auch intelligente Kulturen. Ist im Augenblick genau das Problem von RTE.

Intelligente Kulturen kennen wir nicht mehr seit mindestens 4000 Jahren (Harappa) und seitdem gilt Hildegard Knefs Lied: „Zwei Schritte vor und drei zurück“. Ich schätze, schöner lässt sich der absteigende Ast der Zugewinnfunktion der Intelligenz nicht beschreiben.

Das Problem? Der gordische Knoten des Interessenausgleichs im System: Intelligenz muss zur „Weisheit“ werden, denn Weisheit ist nichts weiter als Systemintelligenz. Die Programmierung autarker Objekte freilich muss als BlackBox funktionieren, also auch unabhängig und deshalb auf das Individuum ausgerichtet sein – und...

somit auf seine Grenzen...

Bequemlichkeit? Nichts weiter als Energiesparen, weil der Energieerhaltungssatz nun mal nicht erlaubt, dass Energie aus dem Nichts gezaubert werden kann – und wer weiß, wann du das nächste mal an Futter = Energie kommst...

Gier? Nichts weiter als Futterneid, weil nun mal die Ressourcen nicht beliebig vermehrbar sind...

Feigheit? Nichts weiter als die Erkenntnis, dass dein Körper verletzlich ist...

Lust und Liebe? Naja gut, das ist Rassennutzen, da wird per Hormon das Individuum dazu gebracht, Bequemlichkeit und Gier zugunsten der Rasse zu vergessen...

Machtgier? Mutter Lust, Vater Gier schätze ich – Macht erlaubt dir, zuerst, vor allen anderen, zu fressen und dich zu paaren...

und Bruder Feigheit mag auch mitspielen. Obwohl ein Alpha nur über Kämpfe und Siege an die Macht kommt und im Tierreich seine Weibchen gegen böse Feinde zu verteidigen hat, so hat er doch auch immer einen Puffer von Betas und „minderwertigem Mann-Anteil des Volkes“ um sich herum, während der Unterlegene im Kampf von vorne herein entweder verstoßen wird oder an die „Ränder“ der Gruppe zurückgedrängt wird. Ohne oder mit viel weniger Puffer „Herde“...

So hat alles zwei Seiten, sogar die Programmierung für die „Helden“...

Und ja...

da ist noch die Beobachtung der Psychologen, dass Kinder, die nicht bestraft werden, von Alpträumen gequält werden, in denen ihre Strafe sie dann doch ereilt, da ist noch die Domina, die dem skrupellosen Boss ohne Herz die Hosen vermöbelt...

Mutter Natur hat uns also auch Anstand, als Verteidigung von Systeminteressen, einprogrammiert, ich schätze freilich, dass dies ein jüngerer Programmzweig ist und einfach nicht die allseitige „Tiefenwirkung“ wie die Kleinhirn-Probleme Fressen und Fortpflanzung hat...

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Fata Morgana

Christian Morgensterns Galgenlieder, Lebens-Lauf:
Und beide teilen sich das Geld
und kaufen sich dafür die Welt.
Tief in Marokko steht ein Kreuz,
da ruhn die aus Brabant und Deutz,
die beiden fremden Legionäre.
Oh Mensch, das Geld ist nur Schimäre!

Schon wieder Sinnierereien! Es kommt jetzt Schlag auf Schlag, es wird immer schwerer zu verdrängen, dass Umweltschutz eine Möglichkeit gewesen wäre zu überleben – vor 30 Jahren. Diesmal war es eine Prognose einer Schweizer Versicherung. Wie das Pentagon* nicht gerade eine progressive Einrichtung, nicht wahr?

Und obwohl inzwischen „gestandene Männer“, nicht nur „grüne Fantasten“, die düsteren Voraussagen abliefern, rede ich nicht mehr drüber. Grün ist out, Umweltschutz ist passe. Und mit wem sollte ich denn reden? Wer will denn 30 Jahre nach dem Club of Rome noch etwas über Klima hören, wo „bisher doch gar nichts passiert“ ist? Als hätte der Club of Rome nicht von ca. 30 Jahren gesprochen, in denen kaum etwas geschehen würde...

Information ist Wiederholbarkeit: Düstere Prophezeiungen, nichts passiert, düstere Prophezeiungen, nichts passiert...

zwei Elemente machen bereits eine Reihe, drei erst recht – also folgt daraus: Düstere Prophezeiungen sind Ammenmärchen...

Was freilich würde es nützen, darüber zu reden?

Nichts.

Es würde nur bewirken, dass es denen, die du gern hast, auch noch das Leben vergällen würde mit diesen Aussichten. Ja, zynische Worte in die moderne „Flaschenpost“ des Internetmeeres zu werfen, ist noch das höchste an Kommunikation, das du dir hinsichtlich solcher Schwarzmalerei überhaupt erlauben darfst, denn unsere ganze Zivilisation müsste sich schon auf die Hinterbeine stellen, um das Unheil noch abzuwenden. Unsere ganze Zivilisation ist indessen mit viel wichtigeren Dingen als der Zukunft beschäftigt.

Ja sicher, wie immer, es wird nur die Kleinen treffen, nur leider gehöre ich dazu. Ich bin kein Bill Gates oder Manfred Esser, die sich Überleben auch in Katastrophen noch luxuriös gestalten können, ich bin nur „Volk“. Wie viele andere auch.

Viele, die sich einbilden, weil sie mal ein paar Jahre gut Geld verdienen durften, schon zu den „Aufsteigern“ zu gehören, gebärden sich deshalb genauso wie ihre Vorbilder: egozentrisch einerseits auf die „Schmarotzer“ wie Rentner, Kranke, Arbeitslose zu schimpfen, die „nur von meinen Steuergeldern leben“, andererseits große Autos zu fahren unbeachtlich des Benzinverbrauchs, natürlich zweimal im Jahr (mit Billigfliegern) in Hawaii oder ähnlich beeindruckenden Urlaubsgebieten Ferien zu machen – man gönnt sich ja sonst nix und man kann es sich leisten -, nur um im nächsten Moment die Spesenabrechnungen zu türken, um von 7,75h auf 8,25h Stunden Abwesenheit zu kommen, nur um dem Kollegen freundlich ins Gesicht zu lächeln, dessen Projekt man kurz zuvor mit sorgenvollem Gesicht beim Chef anschwärzte, nur um Schnäppchen zu jagen, am besten ganz ohne zu zahlen, nur um...

ja, Kinder, spielt nur weiter euer Spiel „ich bin etwas Besonderes“, ich darf alles und du gar nichts – es zeigt nur deutlich, wie lobotomisiert euer Gehirn in Wirklichkeit sein muss, wenn ihr tatsächlich denkt, dass ihr unter 6 Milliarden Menschen noch irgendwie herausragen könnt. Dazu braucht es schon ein bisschen mehr! Rechnet doch nach! Ihr seid in euerer ländlichen bajuwarischen oder badischen, westfälischen, ostfälischen und westostfälischen Heimat sicher was Besonderes mit eueren dicken Autos, euren verwöhnten Kindern und euren vorzeigbaren Weibchen, aber richtige Alphas seid ihr damit noch lange nicht! Es kann nur einen geben, nicht wahr? Das ist nicht das romantische Highlander-Prinzip, das ist das uralte Prinzip der Alphas aller möglichen Tierrassen.

Und selbst wenn du es nicht so genau nimmst, selbst wenn du sagst, es reicht dir völlig zu den „Oberen Zehntausend“ zu gehören – hast du mal nachgerechnet, ein wie großer Prozentsatz das für Deutschland ist, mit seinen ca. 80 Mio. Menschen? Das obere Prozent sind da schon 800.000 Leute. Glaubst du wirklich, dazu gehörst du schon? Vielleicht ohne Frau und Kinder, die du bitte mitrechnen musst, denn die haben Vermögen und Einkommen nur durch dich. Dort, wo du herstammst, ist die Welt schließlich noch in Ordnung, gelle?

Das heißt umgekehrt, dass du (inkl. Anhang) zum obersten zehntel Promille gehören musst, um zu den Oberen Zehntausend von Deutschland zu gehören. Und die Frage bleibt dennoch: Wird das genügen?

Völkerwanderungen sollen wieder einsetzen, von Norden nach Süden, wie vor 1500 Jahren schon mal. Nur sind es diesmal keine Hunderte und Tausende, die auf die Wanderschaft müssen, diesmal sind es Millionen. Millionen nur aus Norwegen, Schweden, Finnland, Schottland, England, Irland...

Bitte vergiss’ dabei nicht, dass der Golfstrom nur ein Strömungselement von vielen ist. Es werden noch ganz andere Großströmungen in Luft und Wasser umgeleitet werden. Der Monsun beispielsweise soll ebenfalls beeinträchtigt werden, das heißt, dass die heißen, trockenen Sommer in Asien nicht mehr von Regen abgelöst werden, soweit ich mich an die BBC-Reportage erinnere. Es wird weite Strecken Asiens mit seinen Milliarden (!) von Menschen betreffen. Stell’ dir mal all diese Menschen auf dem großen Lemmingstrip vor nach dem Nirgendwo, wo es noch etwas zu essen gibt...

Und jetzt überleg’ mal, du Möchtegern-Alpha, auf welcher Ebene dieser unübersehbaren Masse an Menschen du tatsächlich stehst – oder mit anderen Worten: Wie viele Menschen musst du überwinden auf deiner ewigen Jagd nach der nächsten Stufe der Hierarchieleiter und wie viele Stufen wird es danach und danach noch für dich geben, bis du oben oder wenigstens im Bereich der Betas bist?

Ja sicher, die Alphas und Betas dieser Welt werden überleben und sie werden bestimmt nicht übel überleben, werden es jedoch eine Mio. Menschen sein, die es so hübsch haben werden in all dem Chaos?

6 Mrd., wahrscheinlich eher 7 Mrd., bis die Sache so richtig losgeht, werden die „Basis-Berechnungsmasse“ für diese Alphas und Betas sein. Bei einer Mio. kommt das so ungefähr in denselben Promille-Bereich wie die Oberen Zehntausend Deutschlands, selbst wenn großzügig über die Masse Weibchen und Nachkommenschaft drüber weggesehen wird, die als Tross mit den Paschas zieht...

also beeil’ dich, kleiner Alpha, auf, auf...

vielleicht hast du dann ja noch eine Chance, zu der Klasse aufzusteigen, die auf dem Meer der übrigen sicher aufschwimmt...

aber, liebe Oberklasse, die du so schön nach dem Divide-Et-Impera-Prinzip lebst, wie weit denkst du, kommst du ohne diese Armee von halbwegs friedlichen, gefügigen „normalen“ Menschen, ohne den Puffer der „Herde“?

Oder in einfachen Worten: wie hoch werden die Schutzmauern um die Villen oder die Gehälter für die Bodyguards sein müssen, um die vom Pentagon* vorausgesagte Flut von Menschen abzuhalten? Abwegige Frage? In Brasilien lebt die Upper Class bereits im Goldenen Käfig und selbst in Amerika sehen manche Vorstädte schon fast wie Festungen aus – und das Pentagon* beantragt sogar bereits Geld für diesen zukünftigen „Krieg“.

Eingedenk der Menschheitsgeschichte, in der alle „starken“ Rassen ausgestorben und nur die kleinen, kulturell geschickten Menschen überlebten, stellt sich somit die einfache Frage: Wird der evolutionäre Rückschritt in die Barbarei des „Jeder gegen Jeden“ die Rasse tatsächlich retten oder nur wie die übrigen Hominiden einfach aussterben lassen?

Nur gemeinsam waren wir stark, überlebten wir Klimawechsel nach Klimawechsel...

und heute glauben ein paar Sozialdarwinisten trotzdem, sie könnten es auf Kosten anderer schaffen?

Ich schätze, deswegen will wohl auch niemand wissen, was Information ist...

weil es dir nämlich zuallererst zeigen würde, dass diese Welt nicht fest ist, nichts ist, was du dir für dich allein als Beuteschatz nehmen kannst. Nichts, was du als deine sicheren Pfründe erwerben und verteidigen kannst. Mein Haus, mein Auto, meine Frau, meine Yacht? Träum’ weiter, Kind.

Diese Welt gleicht vielmehr einer Fata Morgana, bei der du ständig das gesamte Umfeld im Auge haben musst, um zu wissen, was vor sich geht...

und in der du bei Denkfaulheit ganz rasch dem falschen Bild nachläufst...

in der du, wenn du alles hübsch machst wie immer, konservativ im wahrsten Sinn des Wortes, das absolut Falsche tun kannst, weil das, was gestern war, noch lange nicht auch morgen so sein muss. Bauernregeln sind nun mal nur Bauernregeln, keine Wissenschaft.

Fata Morgana – ein Bild aus Schwingungen. Der kleinste Lufthauch genügt, um es zu vernichten...

Information: Wiederholbarkeit erfordert die „zeitliche Unendlichkeit“ des „Immer“. Aus einem Anfangszustand muss immer derselbe Endzustand hervorgehen, das aber lässt sich erst am Ende aller Zeiten feststellen. Irgendwann innerhalb der Zeiten kannst du höchstens vermuten, dass es auch für die Zukunft gilt. Deshalb musste unser Gehirn immer intelligenter werden, um immer mehr zu berücksichtigen, um diese Vermutung immer besser zu untermauern.

Denn zwei Elemente machen noch keine Reihe, zwei deuten höchstens ganz vage eine Reihe an...

und nicht einmal die Naturgesetze sind ewig, Kinder.

Na ja, vielleicht geschieht ja noch ein Wunder.

*Deaths from war as well as starvation and disease will decrease population size, which overtime,will re-balance with carrying capacity. Quelle (08.03.2004): http://www.ems.org/climate/pentagon_climatechange.pdf (914 KB)

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Verdrängen und Gesundbeten

Janis Joplin:
Freedom’s just another word
for nothing left to lose

Verdrängen und Gesundbeten – das ist das Rezept unserer Zivilisation nicht erst seit den ersten Hiobsbotschaften des Club of Rome. Das „neue Amerika“ hat es hier zu einer geradezu erschreckenden Mittelalterlichkeit gebracht. Erinnert sich jemand an die Geschichte von Galileo und dem Priester, der nicht durch das Fernrohr sehen wollte? Das ist augenblicklich auch die „Waffe“ der Amerikaner gegen „böse Wissenschaftler“.

Ich halte davon nichts.

Auch wenn es mir den Magen herumdrehte, dass mein schönes, mildes Europa wieder in die Eiszeit zurückfallen muss (und das noch zu meinen Lebzeiten), so haben mich meine Überlegungen über Information und Informationsverarbeitungen eines verstehen gelehrt, was ich zuvor nur „aus Erfahrung“ wusste:

Es gibt nur eine Norm, nur eine Richtschnur und nur ein maßgebliches Gebot in dieser Welt – Physik.

Und nur eine Methode, sie zu verstehen – Mathematik.

Diese Welt ist aus dem Quantenrauschen auferstanden und hat sich bis zu den Weiten von Galaxienhaufen ausgedehnt, es interessiert sie reichlich wenig, schätze ich, was sich dieser merkwürdige Bio-Befall auf einem ihrer aberwitzig vielen Planeten denkt und wünscht.

Oder mit einfacheren Worten: Glaube hat noch nie Berge versetzt, höchstens Misthaufen.

Und ganz sicher hat noch kein Wunsch physikalische Gesetze geändert. Sicher, Wünscher können sich als Wissenschaftler tarnen und mit Zahlen herumjonglieren, häufig ohne dass sie korrigiert werden - wie sollen Laien das prüfen können? Figures lie and liars figure.

Deshalb machen Zigaretten trotzdem krank, deshalb macht ein Haufen Kleinvieh trotzdem viel Mist und ist kein Grund, stolz auf die Überlebensfähigkeit der Rasse zu sein.

Daran erinnere ich mich nämlich noch recht gut. Als vor so ca. 20, 30 Jahren der Pillenknick ins Berufsleben strömte und endlich mal nicht, wie wir Babyboomer, für alles dankbar sein musste, was ihm gnädiglichst vom Alpha des jeweiligen Bananenhaufens gewährt wurde, sondern selber wählen durfte, als sogar die Großkonzerne um Lehrlinge buhlten (ja, die Zeit gab es kurzfristig), da tauchte in irgendeinem dieser konservativen ländlichen Blätter ein Kommentar auf, wie wunderbar doch eigentlich die Überbevölkerung sei. Natürlich sei es gar keine Überbevölkerung, weil der menschliche Genius schon jedes Problem, wie Deus ex Machina, bewältigen werde, ganz im Gegenteil wäre es ein prächtiges Zeichen der Überlebensfähigkeit, dass die Menschen sich wie die Karnickel vermehrt hätten.

Masse statt Klasse.

Ich dachte mir damals schon, dass aus diesen Worten eine merkwürdige Vorstellung von Überlebensfähigkeit sprechen würde, die Überlebensfähigkeit von Viren und Bakterien, von Meeresschildkröten und von Fröschen: Massen von Nachwuchs, weil das Individuum meistens zu dämlich zum Überleben war. Die Massenproduktion, die unintelligente Rassen nur deshalb hervorbringen müssen, um ihre fehlende Intelligenz, sprich ihre niedrige Prognosegenauigkeit auszugleichen, wird also plötzlich zu etwas Feinem.

Mutter Natur dachte hier augenscheinlich anders – sonst wäre sie sicher nach der Evolution der Frösche in Rente gegangen.

Ungefähr zu der Zeit muss auch die Rentenproblematik in das Bewusstsein der Politiker und Medien gedrungen sein. Gesundschrumpfen, was eine prächtige Erklärung für jede Massenentlassung in Firmen ist, ist seltsamerweise bei dicht besiedelten Staaten kein gutes Rezept. Unser Rentensystem braucht mehr Kinder, hieß es seit damals.

Arbeitsplätze sind seit dieser Zeit ständig verloren gegangen, Arbeitsplätze, die die Rentenversicherung finanzieren müssen, und dennoch gilt seit dieser Zeit, dass wir mehr Kinder brauchen. Kinder, deren Schulen ihnen immer mehr Freistunden spendieren, weil nicht genügend Lehrer bezahlt werden, deren Einrichtungen verrotten, weil zuerst immer an Kinderbetreuungen gespart wird, diese unterqualifizierten Kinder sollen also dann die nicht mehr vorhandenen Arbeitsplätze einnehmen und die Renten bezahlen.

Natürlich immer mehr Kinder als Rentner, klar.

Dummerweise haben wir uns Medizin erlaubt, die Leute sterben nicht mehr so rasch wie früher. Was das heißt? Das heißt, dass von den Kindern immer mehr auch alt werden. Und um dieses Mehr an „alten Kindern“ dann wieder auszugleichen, brauchen wir „mehr neue Kinder“. Wohin soll das denn führen? Zu einer hübsch „ausgeglichenen“ Bevölkerungspyramide, die in den Himmel wächst?

Immer unten breiter als oben, so wie in den Entwicklungsländern, die sich so schnell vermehren, dass niemand von Renten spricht, weil allein die Versorgung der Kinder ein nicht bewältigbares Problem darstellt?

Warum ich das jetzt anführe?

Weil das eines der offensichtlichsten Beispiele für Fata Morgana ist.

Natürlich haben die Rentenversicherer Recht, wenn sie sagen, dass die Zahlen in Zukunft darauf hindeuten, dass unser Rentensystem in der jetzigen Form wohl kaum bezahlbar bleibt. Doch zwischen dieser Feststellung der Messdaten und der Folgerung, dass mehr Kinder gebraucht werden, liegen ein paar weitere Schritte, deren Plausibilität nur deswegen nicht in Frage gestellt wurde...

weil sie nicht ausgesprochen wurden. Oberstes Gebot der Mathematik: Alles was du für deine Schlussfolgerungen verwendest, musst du auch benennen. Nur dann kann es nachgeprüft werden.

Nun, aus den Zahlen, dass „zu viele“ Rentner auf die einzelnen Beitragszahler zukommen, kann nämlich erst einmal nur gefolgert werden, dass a) die Renten dezimiert werden müssen und/oder b) die Beitragszahlen erhöht werden müssen.

Beitragszahlen zu erhöhen, heißt freilich, Arbeitsplätze zu schaffen oder Gehälter steigen zu lassen. Das geht aber nu’ gar nicht, wir wollen schließlich rentabel bleiben. Die Tendenz ist deshalb seit Jahrzehnten: Entweder billige Arbeitsplätze oder gar keine.

Klingt bekannt, nicht wahr?

Wenn das also nicht geht, dann weichen wir auf die Bevölkerungspyramide aus und rufen nach Familienfreundlichkeit. Das hat in einem Land wie dem unseren, das keine Ganztagsschulen und recht wenig frühkindliche Betreuung außer der mütterlichen bezahlt, weil die natürlich die allerbeste ist, noch den netten Nebenerfolg, dass an Kindergärten und Schulen problemlos gespart werden kann. Die Familie wird immer noch irgendwie dafür sorgen, dass die Kinder nicht verkommen.

Die Moral von der Geschicht’: Zahlen lügen zwar nicht, doch sind sie immer nur Ausdruck einer Realität, niemals die Realität selbst. Deshalb lassen sich auch oft völlig gegensätzliche Schlüsse daraus ziehen.

Wie bei der Fata Morgana. Das Bild weist dir diesen Weg, dein Wissen über Luftspiegelungen den anderen.

Bertrands Paradox: Je mehr Informationen du berücksichtigst, umso höher wird die Genauigkeit deiner Prognose. Deshalb wuchs unser Gehirn immer weiter und weiter.

Die Rentenzahlen sind hier die Fata Morgana, genauso wie die Messwerte des Salzgehaltes des Nordmeeres, dort, wo der Golfstrom so weit abgekühlt ist, dass er nach unten sinkt und die Heimreise nach Süden antreten kann.

Doch während die Rentenzahlen von unserer Politik laut heraustrompetet werden, um nach Kindern zu rufen – in einer Zeit von Überbevölkerung, sprich „Globalisierung“, die sogar hoch qualifizierte Arbeit inzwischen in Billiglohnländern abwandern lässt -, werden die Messdaten der Wissenschaftler, der abnehmende Golfstrom und die exponentiell steigenden Schadensfälle bei den Versicherungen einfach übergangen.

Sie lassen sich wohl weniger schön für eigene Zwecke umdeuten, denn wer sie ernst nimmt, muss „Arbeitsplätze“ vernichten durch Umweltschutz.

Nette Alternative, nicht wahr?

Zukunft gegen Gegenwart, das jedoch in einer genauso obskuren „logischen“ Umleitung wie bei der Rentenproblematik und den Kinderzahlen. Denn die Arbeitsplätze gehen auch so verloren, einfach, weil Menschen nicht gerne Sklaven sind und deshalb Lohn verlangen. Sogar die Inder fangen langsam an, mehr zu wollen – also bekommen auch sie langsam das Problem, dass ihre Arbeitsplätze in noch ärmere Gegenden verlagert werden, bei denen Arbeitnehmer noch menschenverachtender behandelt werden können und in der die Umwelt noch schneller vernichtet werden darf.

Ist eigentlich recht zwangsläufig, dass die Umwelt sich durch solches Verhalten massiv verändert.

Sie hat sich schon immer durch Menschen verändert – immerhin hat an dieser Katastrophe inzwischen die ganze Menschheit praktisch gleichzeitig gearbeitet, stolze 6 Mrd. Menschen (exponentiell steigend), deren Abfallprodukte gelegentlich nachgewiesen giftig sind.

Und die Erde ist nun mal nicht aufblasbar. Luft und Wasser gibt es zwar reichlich...

aber steter Tropfen höhlt den Stein, heißt’s.

Der Golfstrom ist schon um 20% abgeschwächt worden durch die „Versüßung“ seines Umkehrpunktes. Kein Gletscher fließt so schnell wie der Grönlandgletscher, der das Abtauchgebiet des Golfstroms mit seinem Wasser befüllt. Und erst die sibirischen Flüsse! Sie haben ebenfalls bereits ihre Wassermengen erhöht, durch die stärkeren Regenfälle als Folge der globalen Erwärmung.

Noch merkt Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher nichts davon und es interessiert sie auch nicht. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Doch Physik ist kein Gott, den du mit Unterwerfungsgesten manipulieren kannst.

Wer die Atmosphäre erwärmt, führt ihr Energie zu, erhöht das Energiegefälle und damit auch die Energieflüsse – primitivste Physik-Schulkenntnisse.

Verdrängen ändert da nichts und Gesundbeten erst recht nicht. Ganz im Gegenteil. Durch die Vogel-Strauß-Politik werden all die hübschen Wirkungen, die uns mehr Stürme, Überschwemmungen und Verwüstungen bescheren, nur beschleunigt. Intelligenz ist, Information zu verarbeiten, ist die Fata Morgana korrekt zu deuten und die Wasserquelle gerade nicht dort zu suchen, wo das Bild hinweist.

Verdrängen und Gesundbeten heißt dagegen, wegzuschauen. Sie sind schlicht nichtintelligentes Verhalten und das Bertrandsche Paradox sagt uns dann, dass diese Missachtung von Information notwendig zu schlechteren Entscheidungen führt.

Und diese Entscheidungen verändern die Umwelt und als „schlechte Entscheidungen“ verändern sie die Umwelt zum Schlechten. Darum kommen wir nicht mehr herum, fürchte ich. Wir haben uns zulange nach dem Motto „Gier frisst Hirn“ verhalten.

Dennoch habe ich mich damit abfinden können – denn Verdrängen und Gesundbeten ist nur etwas für Idioten. Nur wer alle Informationen berücksichtigt, auch wenn sie ein höchst unerwünschtes Bild erzeugen, kann denjenigen Weg für sich finden, der den eigenen Interessen zumindest am nächsten kommt.

Ein Rezept hat Janis Joplin schon beschrieben: In verarmenden Zeiten ist es besonders gut, wenn du dein Herz nicht zu sehr an überflüssigem Tand aufhängst. Und die Zeiten werden mit oder ohne Klimawechsel verarmen, im Amerika gibt es bereits wieder Hunger („food insecure“). Der Klimawechsel wird das Problem nur einfach ein bisschen (viel) verschärfen.

Du wirst genug damit zu tun haben, dich und deine Familie über Wasser zu halten.

Und das geht nur mit offenen Augen.

Derweil warten wir auf ein Wunder: Die Unendlichkeit der Realität birgt manchmal auch etwas Gutes. Vielleicht entdecken Wissenschaftler morgen einen neuen Regelkreis in Wasser oder Luft, der auf eine freundlichere Art reagiert?

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Flaschenpost

Peter Schilling:
Völlig losgelöst, von der Erde,
fliegt das Raumschiff schwerelos

Wieder ein Experiment.

Die Erwähnung der Gaia-Hypothese mit dem Internet-Gehirn brachte mich darauf. Zur Klarstellung: Gaia ist hier nur in einem übertragenen Sinne gemeint, weil das Bild des „weltumspannenden Netzes“ über der blauen Erde ein Gefühl von Einheit erzeugt, das mich an einen Organismus erinnert.

Nun, Mutter Natur fing auch mit einem Wirrwarr an Neuronen als Gehirn an, genau wie es das Internet im Augenblick ist: nur ein Haufen unkorrelierter, unüberschaubarer Ströme an Information mehr oder minder nützlichen Inhalts.

Der Erfinder des HTML, Tim Berners-Lee, versucht deshalb seit langem, das Internet zu einem „semantischen“ Netz zu machen, also mit einer „Landkarte“ zu versehen. Mutter Natur tat dies mit dem Gehirn auch, wie jede Informationsverarbeitung es tut, wenn die Masse an Information zu hoch wird: Arbeitsteilung – die „Fliege“.

Die erste Strukturierung, die sich übrigens bis in unser Gehirn durchzieht, war die Leiterform: Die Neuronen des Gehirns sortierten sich in zwei „Strömungen“ für den In- und Output, für den sensorischen und den motorischen Bereich. Jede Informationsverarbeitung hat schließlich das Problem, aus den realen Ereignissen die echte Information herauszuschälen, sie muss „auswählen und auswerten“, was an diesem Überangebot an Vorgängen Information ist und was davon für ihre eigenen Zwecke nützlich ist. Hat sie dieses Urteil gefällt, so trifft sie eine Entscheidung, wie es zum eigenen Vorteil verwendet werden kann.

Das Internet demonstriert das Problem herrlich.

Eine Masse an unausgegorenen Begebenheiten, vom kostbarsten Wissen bis zum perversesten, unmenschlichsten Abschaum ist alles in heillosem Chaos verteilt auf dem Netz der Netze. Der Zustand erinnert nicht umsonst an die ersten Gehirne.

Den einfachen Vielzellern dieser unstrukturierten Neuronen bietet sich die Welt auch nicht viel anders: Nur Farben, Töne, Temperaturen, Chemie, heilloses Chaos...

Das Rezept der Natur: Folge Bertrands Gebot! „Fange“ Information auf...

Sie führte im Lauf der Zeit Sensoren immer feinerer Empfänglichkeit ein, deren Messwerte und ihre Anordnungen immer genauer gespeichert werden konnten. Und um die Übertragung der eingehenden Signale nicht im Wirrwarr der Leitungen verloren gehen zu lassen, wurden eben auch die Leitungen konzentriert – die „Fliege“: Kompakter Aufbau einer Informationsverarbeitung sorgt über die dadurch erreichten kurzen Wege für überschaubare Zustände und deshalb dafür, dass Information „auf dem Marsch durch die Institutionen“ nicht vernichtet wird. Das ist so ca. die Kurzfassung der ML-Methode.

Erste Zeichen sind auch auf dem Internet bereits zu beobachten. Dabei rede ich nicht von den „Unterstrukturierungen“, die sich Firmen oder Universitäten für ihre Insider aufgebaut haben, ich rede von den Strukturen, die allen offensichtlich sind.

Und bisher bemerkte ich nur eine „Grobstruktur“, die praktisch von allen Internet-Benutzern erkannt und genutzt wird: die Suchmaschinen. Googlen ist ja schon ein neues Wort geworden.

Dass die Suchmaschinen von einer enormen Bedeutung sind, ist am aktuellen Kampf um die Marktführerschaft zu sehen. Die großen Internetfirmen stehen hier gar nicht allein, alle, die mit IT zu tun und etwas zu sagen haben, kümmern sich um das „nautische Problem“: Auswählen und Auswerten von Information ist die Basis von Entscheidungen und wer sich in diesen Prozess einklinken kann, der kann Entscheidungen mitbestimmen.

Kohle – es winkt wieder einmal viel, viel Kohle.

Dass ein Gehirn einen Organismus weitaus mehr beeinflusst als jedes Gen, ist dagegen wohl nur für mich von Bedeutung. Seine Leistungsfähigkeit bestimmt die Entwicklungsgrenze, bis zu der sein Körper vorstoßen kann.

Alleine diese Vorstellung fasziniert mich! Ein leistungsfähiges Internet-Gehirn für die gesamte Menschheit, die globale Kultur als ein einziges RTE-Unternehmen, was könnten wir damit erreichen!

Genau deshalb starte ich dieses Experiment. Weil ich zwar eine vage Vorstellung davon habe, wie es aussehen könnte, dieses Internet-Gehirn, aber leider so gar keine „praktischen“ Ideen vorweisen kann, wie es zu realisieren wäre.

Und weil ich mir gar nicht so sicher bin, dass das Internet nicht doch nur ein Billigmarkt für Kindervergewaltiger ist, nur ein Platz, an dem wieder nur gilt „Gier frisst Hirn“.

Genau deshalb: So oft habe ich mich gefragt, wieso die Menschheit es nicht fertig brachte, den Scheitelpunkt der Zugewinnfunktion der Intelligenz noch einmal hinauszuschieben. Es muss, wie bei der Erfindung der Sprache, nämlich wieder durch eine Verbesserung der Kommunikation erfolgen, das zeigen die Überlegungen zur Zugewinnfunktion sehr, sehr deutlich auf.

Verbesserung der Kommunikation – das könnte das Internet sein, nicht wahr? Das Internet könnte, wenn wir es richtig strukturieren und als Gehirn nutzen und nicht nur zur Schnäppchenjagd, unser Überleben sichern. Und vielleicht einen solchen Intelligenzschub wie die Sprache erzeugen? Dann wären wir heute tatsächlich nur das Missing Link für eine intelligente Spezies...

Na ja gut, das ist nur Science Fiction, lassen wir das.

Die Aussichten für das Experiment stehen auch nicht besonders gut, ähnlich wie unsere Überlebensaussichten angesichts eines versiegenden Golfstroms.

Warum die Aussichten schlecht stehen? Weil diese „Flaschenpost“ an Website in einer schier unendlichen Anzahl von Websites herumschwimmt wie ein Tropfen im Meer, weil sie den Zufällen der Suchmaschinen ausgeliefert ist wie die von den Gestrandeten ausgeschickten Flaschen den Zufällen der Strömungen ausgeliefert waren. Dass irgendeine dieser Flaschenpost-Sendungen mal irgendwo ankam, ist wohl kaum mehr als eine Erfindung von Märchenerzählern.

Schätzen wir es doch mal ab: Gehen wir von „Erfolgsquoten“ wie bei Massenbrief-Marketing aus, die liegt im Promille-Bereich, dann sind zwei Stufen zu überwinden: das Interesse zu wecken und die Hemmschwelle zur Antwort zu überwinden. Von der Wahrscheinlichkeit, dass ein Suchtext überhaupt angefordert wird, der von den Suchmaschinen gefunden werden kann, will ich dabei noch gar nicht mal reden, denn bisher werde ich sowieso nur von den beiden größten entdeckt, spricht demnach erst recht dagegen.

Rechnen wir also hoch: Für eine einzige Antwort (unabhängig davon, ob sie nur „du Idiot“ lautet) auf diese „Flaschenpost“ brauche ich also geschätzte 1000 Hits, soll heißen 1000 Leute müssten den Suchmaschinen-Ergebnissen folgend hier auf den „Sinnierereien“ ankommen und dafür müssten wieder um den Faktor 1000 überhaupt Suchmaschinen-Ergebnisse angefordert werden.

Klingt unmöglich.

Aber wie sagte Johann Wolfgang so schön: An unmöglichen Dingen soll man selten verzweifeln...

und doch mag ich nicht immer nur glauben müssen, dass Menschen allesamt Idioten sind.

Oft frage ich mich, wieso immer und überall die Dummheit siegt, wieso unsere Kultur seit Erfindung der Landwirtschaft immer rascher und gezielter zurück in unsere äffische Vergangenheit weist statt in die Zukunft, wieso die Alphas und Betas und ihr unterwürfiges Volk an „minderwertigen Männchen“, Weibchen und Nachkommenschaft die Regeln bestimmen statt die Gesetze der Intelligenz, die, wie Eysenck (?) das mal so hübsch sagte, sehr demokratisch verteilt sind: Der IQ von 100 ist über alle Klassen und Rassen verteilt, es gibt keinen „geborenen“ Intelligenz-Adel in dieser Menschheit.

Oft frage ich mich, wieso die Alexanders und Napoleons, die Karls und Hitlers und Stalins, die Inquisitoren und Talibans unsere Kultur so sehr viel mehr beeinflussen konnten, so sehr viel mehr „Erfolg“ haben konnten als die Einsteins, Gödels, Boltzmanns – oder auch Morgensterns...

ausgelacht, ausgewiesen, sogar in den Selbstmord getrieben – das macht unsere Alpha-Kultur mit unseren großen Denkern...

„minderwertiger Mann-Anteil“ – das sind unsere großen Denker in unserer auf Gier in jeder Form spezialisierten Kultur...

und jetzt bringt sie uns mit ihrer „unmenschlichen“, weil äffischen Verhaltensweise in eine Welt, die an der Überbevölkerung mit all ihren Ressourcen-Verteilungskampf- und Entsorgungsproblemen der Abfallprodukte untergehen wird wie die Lemminge oder Kaninchen von Australien...

dagegen sende ich diese Flaschenpost aus.

Auf dem Medium, das vielleicht, bei intelligentem Verhalten, das Gehirn einer Kultur werden könnte, die auf einer Kommunikationsebene funktioniert, die als Verbesserung mindestens mit der Erfindung der Sprache mithalten kann.

Denn die Kommunikation müssen wir verbessern, um der Vernichtung von Information durch hohe individuelle Einzelintelligenz vorzubeugen – wir haben, wie die Vormenschen und frühen Menschen, nur die eine Chance zu überleben: über Kultur, sprich über einen gemeinsamen „Überorganismus“, eine Informationsverarbeitung, die über Arbeitsteilung und Kommunikation unsere Einzelintelligenzen bündelt und ihre Effektivität im System genauso explosionsartig steigern lässt, wie es das Neuronengehirn durch seine Strukturierung bis hin zum menschlichen Hirn vorgemacht hat.

Also – kann diese Flaschenpost gefunden werden und vom wem? Spreu oder Weizen – das ist hier die Frage, schätze ich. Internet - Gehirn oder Verkaufsfläche...

Für’s Protokoll: Die Flaschenpost wird in die See geworfen am 07.03.2004 um 12:08.

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© bussole IV 2004 (außer Zitate)

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