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Archiv 2005, April/Mai/Juni

Nihil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit


24.06.2005

George Bernard Shaw (1886-1950):
Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute;
seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.

Und ein paar Verrückte habe ich gesehen – an den Linux-Tagen. Oh nein, keine Irren, keine Schizophrenen, keine realitätsfernen Träumer…

aber Leute, die offensichtlich nicht dem „normalen Trott“ des giergetriebenen Schnäppchenjägers folgen, die nicht dem „normalen Weg“ karrierehöriger Jung-Albert-Speers nacheifern…

sondern einfach einen guten Job abliefern wollen und dafür auch ihr gutes Geld zu verlangen beabsichtigen.

Selbst die Messestände der Großen wie Microsoft®, IBM® oder Sun® waren angenehm sachlich. Sicher war leicht zu sehen, dass ihre Ausrüstung exquisit war, viel „professioneller“ als die meisten anderen Stände, doch ihre Mannschaft verhielt sich erfreulich wenig marktschreierisch, nicht wie auf anderen Messen, wo alleine die örtlichen Ausmaße alle Interessenten von ihrer Gewalt überzeugen sollen, wo lautstarke Mikrophone die Gespräche der anderen Teilnehmer fast unmöglich machen, wo alleine das Outfit der Frauen zeigt, ob sie etwas von der Sache verstehen oder ob sie schlicht dazu da sind, wie bei der Autoreklame Hormone anzuheizen, um das Hirn der männlichen Kundschaft für Marketingzwecke chemisch kurzzuschalten.

Nichts davon hier. Im Gegenteil.

Sachorientierung, die wenigen Plakate genutzt dafür zu beschreiben, was hier zu finden sei – nicht was die staunenden Jahrmarktsbesucher möglicherweise zu finden wünschen - , kleine Stände, der absolute Hauch von „normalen Leuten“, der durch die Hallen weht - statt Disneyland und Las Vegas -, von Sachlichkeit, Offenheit und ja, von der Hemdsärmeligkeit von Menschen, die ihre Arbeit noch selbst tun…

das sind die Linux-Tage.

Alles hier scheint nicht „ganz normal“ zu sein – die Behördenstände? Nichts von der „trögen Mentalität“, die den Beamten nachgesagt wird. Die Universitätsstände? Entsprachen keinesfalls dem Vorurteil des weltfremden, leicht blasierten Studenten, das so häufig gepflegt wird.

Dafür fehlten die bunten Bildchen und dieser Mythos von Perfektion, gemischt mit überirdischer Kompliziertheit, den moderne Software – preistreibend - so gerne erzeugt, alles sah so pragmatisch und bezahlbar aus, wie für dich gemacht. Für dich ganz normalen Durchschnitt, nicht zum Unter-dem-Fußboden-lebenden Plebs und nicht zur Über-den-Wolken-schwebenden Führungsklasse gehörig, sondern irgendwo dazwischen täglich mit irgendwelchen Problemen und Problemchen kämpfend, für die du hier, auf den Linux-Tagen, zu einem anständigen Preis und anständigem Verhalten eine Lösung findest, bei der du keine Angst haben muss, dass du sie gar nicht bezahlen – und schon gar nicht ohne Hilfe handhaben kannst.

Das ist deshalb die eigentliche Botschaft der Linux-Tage: Computer sind tolle Werkzeuge, aber eben nur Werkzeuge, Software ist tolle Arbeit, aber eben nur Arbeit.

Nichts, was die normale, arbeitende Bevölkerung nicht verstehen könnte.

Und ich schätze, das haben wir, gerade in den ländlichen Gegenden Deutschlands, auch noch bitter nötig. Denn hier beginnt sich eine Zweiklassen-Gesellschaft auszubilden: diejenigen, die mit dem Computer umgehen können – und die anderen, die ihn regelrecht fürchten.

Und die deshalb weder Kompetenzen noch Motivation dafür mitbringen, Deutschlands Fortschritt und Effizienz – und damit ihre eigenen Arbeitsplätze – zu bewahren. Denn ohne Computer läuft schließlich gar nichts mehr.

11:19:21 Dixi: there is an end of the matter; everything that could be said has been said – for today

19.06.2005

Homo hominis lupus:
Der Mensch ist des Menschen Wolf.

Rettet Europa! Belgier, Schweizer und Deutschtürken, auf, auf! Rettet das friedliche Miteinander – weltweit!

Warum kann das mächtige Prinzip „Open Source“ nicht als das Grundrezept der Menschheit zum Überleben erkannt werden? Denn genau das ist es – die kleinste, zierlichste Menschenrasse überlebte all die starken Muskelprotze, weil sie zusammenarbeitete, weil sie als Kulturwesen einen geistigen Überbau ermöglichte, der die Kommunikation, den Informationsaustausch förderte.

Aber Kultur zählt nicht mehr bei den modernen Homo Sapiens – das Sapiens wird zugunsten des Homo völlig vergessen. Deshalb…

armes Europa!

Wie konnte das bloß so schnell geschehen? Werden sich zwar viele fragen…

ist aber eigentlich doch kein Wunder – unser aktuelles, giergetriebenes Profitsystem funktioniert nicht. Alphamännchen sind keine zukunftsorientierten Programmeinheiten, sie sind nichts weiter als Selektionsverfahren.

Und weil Selektion nicht benötigten Überfluss bedeutet, konnte dieser Überfluss nebenbei dazu verwendet werden, das Kernstück der Rasse zu beschützen, notfalls mit dem eigenen, überflüssigen Leben.

Deshalb muss diese Untermenge der Rasse anderen Gesetzen folgen als das Kernstück – denn diese Untermenge ist als Veredelungsprozess des Genpools gedacht – alles, was nichts taugt, hat darin nichts verloren. Also…

darf nicht nur, es muss selektiert werden – und wenn dies dem zu erhaltenden Kernstück, der Nachkommenschaft, zum Vorteil gereicht, dann ist ein fundamentales Prinzip von Effizienzsteigerung – zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – erreicht. Deshalb musste Mutter Natur es in diese Untermenge programmieren.

Konkurrenz, Selektion, Auslese – auf Teufel komm’ raus, ohne jegliche Zukunftsorientierung.

Zukunft ist nicht nötig – dafür sorgt schon die Programmierung der Komplementärmenge, die das Kernstück der Rasse bildet, den Hort für die Nachkommenschaft.

Klingt plausibel, einfach und logisch.

Ist es auch.

Ist nur leider bei den Menschen ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten – denn der Selektionsmechanismus bestimmt nun das Geschehen auf der ganzen Welt, nicht nur in seinem angestammten Revier – in jedem kleinen Familiengrüppchen, in jeder kleinen Dorfgemeinschaft, in jedem Staat, in jedem Staatenverbund. Konkurrenz ohne Zukunftsorientierung, Machtgewinn für den Augenblick…

Albert Speer als Idealbild einer ganzen Welt.

Also, ehrlich, Leute…

was ist jetzt noch so verwunderlich, dass Europa zerbricht?

Denkt doch einfach ein bisschen nach!

Cui Bono.

Wer hat denn etwas davon, dass Europa zerbricht? Wer ist den Gegner von internationalen Verbänden? Wer hat etwas zu verlieren?

Aua, ich höre euch schon „Verschwörungstheorien“ schreien.

Und frage mich kopfschüttelnd, was ihr in den letzten Monaten gemacht habt. Denn ihr seid doch sicher – des Deutschen mächtig – mit einer großen Wahrscheinlichkeit nicht nur deutschsprachig, sondern auch der deutschen Nation zugehörig.

Und die wurde in den letzten Monaten angesichts des sechzigjährigen Jubiläums des Kriegsendes wahrlich mit Reportagen überhäuft – wie alles so kommen konnte, wie alles geschah. Wie die reichen und mächtigen Herren der Industrie – deutsch und amerikanisch – der lästigen Demokratie der Weimarer Republik Einhalt gebieten wollten, wie die Rechte zuerst der Arbeitnehmer, dann der gesamten Bürgerschaft und am Ende gar die Menschenrechte einiger ausgewählter Sündenböcke verkauft wurden für Macht und Geld.

Wie das alles über Jahre stattfand, mächtige Seilschaften errichtet wurden mit Geduld, Gier und Rücksichtslosigkeit – habt ihr das alles verschlafen?

Verschwörungstheorien wurden die paar klaren Einsichten seinerzeit auch genannt – nicht nur ein Albert Speer hat damit prächtig Karriere gemacht, den Zeitgeist zu erkennen und die Denkfaulheit der Menge korrekt einzuschätzen.

Und er schaffte es tatsächlich sogar zweimal. Zweimal!

Nachdem der nationale Selbstmord das Volk der Dichter und Denker zum Volk der Monster und Mörder gemacht hatte, erkannte er den Zeitgeist erneut und schwamm auf der Verdrängungswelle der Masse mit, wurde zum Buchautor, der den unschuldig in die Irre geleiteten Deutschen als ein Flaggschiff in den Anstand zurück diente.

Nur, um Jahre danach wieder entlarvt zu werden.

Also, was ist jetzt mit Verschwörungstheorien? Wie viele Downing Street Minutes braucht ihr denn?

Cui Bono ist ein physikalisches Prinzip, nichts weiter: Information ist physikalisch, Informationsverarbeitungen funktionieren nur physikalisch und Informationsgewinn verbessert – nachweisbar und messbar, evolutionär bewiesen durch die Steigerung des Gehirnvolumens – Prognose und damit Entscheidungsqualität.

Cui Bono ist deshalb ein sehr zuverlässiges Mittel, informationsverarbeitende Systeme zu beurteilen.

Und als eine der Ursachen für den Irak-Krieg wird Saddams Entscheidung angesehen, seine Ölverkäufe auf den Euro umzustellen.

Eine Entscheidung, die Amerikas Geldpolitik – die darauf beruht, dass der Dollar als Reservewährung von praktisch allen Nationen dieser Welt getragen wird, keinesfalls nur von der weit überschätzten amerikanischen Ökonomie – im Mark erschüttert hätte…

und die von der extrem schnellen Regelung Amerikas im Irak nach der Machtübernahme bestätigt wird, dass Irak nie wieder daran denken darf, auf den Euro umzusteigen.

Nun hat sich der Weg über Krieg als nicht ganz so erfolgreich bestätigt wie zu Alexanders und Roms Zeiten – glücklicherweise…

der Weg Rupert Murdochs, über Billigzeitungen Mehrheiten zu steuern, ist jedoch ungebrochen tauglich.

Nicht nur in Amerika wird so Krieg, Zerstörung, Folter, Mord, in Massen sogar an Kindern, als „gut und richtig“ wie zu Nazi-Zeiten verkauft, auch in Deutschland hören wir doch schon lange nichts mehr über den Versuch einer Supermacht, ein kleines, ruhig vor sich hin lebendes – und dabei längst nicht so unglücklich wie heute existierendes – Volk einfach aus Lust und Dollerei, aus Spaß an der Gier und dem Machtgewinn zu ruinieren.

Wen kümmert’s?

Wen kümmert’s, dass die beiden europäischen Kriegsgegner nun politisch vor der „Wende heim ins Reich“ stehen, dass das Buschzäpfchen Merkel nun die Außenpolitik wieder bestimmen kann – in bester christlicher Manier unbekümmert von Not und Elend der anderen -, dass der Bush-Poodle Blair mit seiner Entscheidung gegen Europa nun beweist, wo seine Prioritäten liegen (eine Tatsache, die das deutsche Sprichwort, man könne nicht auf zwei Hochzeiten tanzen, wieder einmal bestätigt)…

dass Europa, das sich bereits stolz als Herausforderer Amerikas in die Brust warf, nun am Ende ist…

und dabei die Zukunft seiner Bürger mit ruiniert, nur aus einem kleinlichen Gehacke heraus…

das – wie immer – von der Herde viel zu unkritisch getragen wird.

Diese Herde, die bereits Hitler trug, die Bush unbekümmert Kinder morden lässt, die Alexander bejubelte und Napoleon unterstützte…

diese Herde, die jetzt der französischen und niederländischen Herde gegen Europa folgt…

vorhersehbar…

schließlich ist es kaum verwunderlich für eine Herde - zu folgen. So sind Herdenwesen nun einmal programmiert. Und clevere Alphamännchen wie Rupert Murdoch und Axel Springer wissen das nur zu gut.

Sie wissen, dass es nun leicht ist, Europa den Gnadenstoß zu geben – sie lassen sogar…

hört, hört…

wieder nach der Einführung der D-Mark rufen – sprich – nach dem Aus für den Euro.

Oh, Kinder, lässt sich da überhaupt noch an etwas anderes denken als an ein Komplott wie weiland zur Förderung Hitlers? Schon einmal etwas von der Heritage Foundation gehört?

Dabei geht es doch anders!

Die Open-Source-Bewegung beweist es – hier werden Arbeitsplätze geschaffen, die noch auf Anstand basieren, die noch auf die eigene Leistung bauen und auf die Anerkennung der Leistung anderer.

Hier – und nicht in den verknöcherten Stabshierarchien der Branche – wird die Zukunft entworfen – die reichen Konzerne schöpfen diese Kreativität mit ihrer finanziellen Übermacht nur ab. Und das wird dann noch als „Innovationsfähigkeit“ bewundert!

Dabei lebt eine solche Fressversion von Kreativität ausschließlich davon, dass es etwas zu fressen gibt. Aber Raum für eine solche Form der Innovation gibt es nur in wohlhabenden Gesellschaften, wo es sich Individuen schlicht erlauben können, unentgeltlich für eine Idee zu arbeiten.

Wenn die „neuen Zeiten“ der Wirtschaftsfreundlichkeit anbrechen, werden unbezahlte Überstunden, wie in Amerika längst geschehen, ganz einfach den Nährboden für solche Innovationen austrocknen. Weder können Profis sich dann erlauben, in einer nicht mehr vorhandenen Freizeit noch etwas zu tun, noch werden Studenten weiterhin in diesen Massen Open Source zu tragen vermögen.

Warum?

Weil ihnen die reduzierten Möglichkeiten zum Gelderwerb die Gelegenheiten nehmen werden – entweder können es sich ihre Durchschnittseltern nicht mehr erlauben, sie studieren zu lassen oder wenn, dann müssen sie es so schnell und so erfolgreich tun, dass sie keine Zeit für „unnütze Spielereien“ mehr haben.

Amerika ist uns hier schon ein schönes Stück voraus! Dort gibt es keinerlei Fluktuation mehr zwischen den Klassen – außer natürlich nach unten. Wagen es Studenten aus niederen Kreisen zu studieren, so sind sie nach dem Studium mit vielen Hunderttausenden von Dollars verschuldet und haben keine andere Wahl mehr, als jeden, wirklich jeden Job anzunehmen.

Wir in Europa kennen das noch aus früheren Zeiten – Schuldsklaverei ist uns wohlbekannt aus dem Mittelalter, nicht wahr?

Und damit sind wir zurück – zurück bei dem Europa, das nur gemeinsam stark wäre, das nur gemeinsam seine vierhundert Millionen Bürger gegen eine Globalisierung der Verarmung und Ausbeutung wie in früheren Zeiten verteidigen könnte.

Und das sich nun von genau diesen Bürgern zerstören lässt…

weil die (wohl sogar zu Recht) gesehen haben, dass die fünfte Kolonne Blair mit ihrer menschenverachtenden Thatcher-Liberalisierung nun auch den gesamten europäischen Kontinent zum Abschuss für die Superbosse freigeben wollte.

Armut für alle heißt die Devise – denn Reichtum ist nichts weiter als Konzentration von Arbeit – und weil einer allein nicht soviel arbeiten kann, muss er die Arbeit der anderen abschöpfen, will er reich werden.

Klingt irgendwie bekannt, nicht wahr?

Und der Witz dabei?

Die Masse folgt mit Hurra – wie damals bei den Ägyptern, als sie alle (vermutlich freiwillig) für den Gottkönig schufteten, wie damals in Sumer, als die Führer Reichtümer aufhäuften, während ihre Untertanen vor Hunger stahlen und dafür noch die Hände verloren, wie damals in Rom, als sie mit Brot und Spielen bei Laune gehalten wurde zugunsten einer herrschenden Klasse, die irgendwann nicht einmal mehr vorgab, demokratisch zu sein und sich die Kaiserkrone aufsetzte, wie damals in Berlin, als das Volk der Dichter und Denker mit Geheule den totalen Krieg verlangte, um endlich zum Volk der Monster und Mörder werden zu dürfen…

aber…

nicht wie in Harappa und Mohendjo-Daro,

nicht wie in der Open Source.

Auf, Europa, nimm’ dir ein Beispiel an diesen Erfolgsrezepten: Arbeit für alle gibt es nur, wenn Anstand und Respekt vor den Menschen wichtig sind – nicht nur für sich selbst.

Geiz ist nicht geil.

Geiz ist nur ein Zeichen von Armut...

finanzieller oder geistiger.

12:11:31 Dixi: there is an end of the matter; everything that could be said has been said – for today

10.06.2005

Faust, Vorspiel auf dem Theater:
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen, Und jeder geht zufrieden aus dem Haus

Nun ja.

Das will – und kann ich nicht. Vieles bringen für jeden, dazu fehlt mir schlicht die „manpower“. Deshalb habe ich mich jetzt entschieden, von jeglicher Freeware die Finger zu lassen.

Geiz ist geil?

Aber nur für die Verkäufer. Denn wem bringt es sonst etwas, wenn Preise purzeln?

Wenn etwas billig ist, dann hat es entweder keine Qualität – und ist zu recht billig – oder irgend ein anderer hat den Preis bezahlt. Kinderarbeit in Asien macht Textilien und Teppiche billig, umweltvernichtende Billigtransporte machen uns Obst und Gemüse billig…

die dritte Lösung, wenn etwas billig ist? Es ist ein Lockvogelangebot.

Bei Freeware ist das – bis auf wenige „Open-Source“-Irrläufer – genau dasselbe. Entweder taugt sie nichts oder sie ist ein Lockvogel, bei dem du für das bisschen Geld, das du sparst, weder Betreuung, Haftung noch Komfort hast.

Dieses ständige „Wenn du dies und das willst, dann kauf dir eben mein Produkt“ mag zwar reine Gewöhnungssache sein, aber hast du einmal mit OS gearbeitet, nervt es dich wirklich sehr. Und sind wir doch ehrlich: Die paar Kröten, die die Vollprodukte meistens kosten, kann sich in Deutschland (noch) fast jeder leisten.

Open Source ist da viel sauberer. Klar findest du dort auch unnützes Zeug, doch es gibt so etwas wie eine „Evolution“. Was sich dort längerfristig behauptet, hat Zuspruch gefunden – und das deshalb, weil es sich irgendwie verwenden lässt. Prüf’ Status, Aktualität, Downloads und Verarbeitungsrhythmus und du bekommst einen gar nicht so schlechten Eindruck, wie es um das Projekt steht.

Und auch wenn ich in dem Fach erst Einsteigerqualitäten aufweise – was ich sehe, beeindruckt mich doch häufig sehr. Open Source bietet so vielfältige Produkte, irgendetwas, was du gerade brauchst, findest du immer, du musst nur…

ein bisschen flexibel sein.

Und manches von dem Zeug ist richtig, richtig gut.

Wo der „Preis“ für die OS-Entwickler dann liegt? Nun, wenn es gut ist, können sie damit sehr wohl ehrliches Geld verdienen – ohne jemanden übers Ohr hauen zu müssen.

Und gar nicht zu vergessen – ist der „Zuspruch“, die Anerkennung.

09:06:22 Dixi: there is an end of the matter; everything that could be said has been said – for today

02.06.2005

N.N:
The difference between genius and stupidity is that genius has its limits.

Das lange Schweigen in der Wüste?

Ja, vielleicht war ich deshalb so lange still – und das, obwohl sich so viel, was dem Weg Amerikas so erschreckend ähnelt, gerade abspielt, mit all den zu erwartenden Folgen, die wir in Amerika sich so „herrlich“ entfalten sehen - so lange, bis ich diesen Spruch fand: der Unterschied zwischen Genie und Dummheit ist, dass Genie Grenzen hat. Auch wenn ich „Genie“ für mich auf „gute Idee“ reduziere, reicht es noch, um ein wenig Wehmut auszulösen.

Die Definition der Information, die ML-Methode, die Struktur und Strategie von Informationsverarbeitungen und die Konsequenz für die Berechenbarkeit ihrer Strukturen – das sind alles so mächtige und doch so einfache Konzepte, die sich in praktisch jeder Wissenschaftsdisziplin anwenden lassen. Ganz schnell, ganz kostengünstig, ganz problemangepasst.

Sie interessieren freilich keinen.

Hinter einem Mr. Bush, der einen ungerechtfertigten Krieg anstößt, der viele Zehntausende tötet und das Mehrfache an menschlichem Leben verkrüppelt, der die Existenz eines ganzen Volkes ruiniert und gebildete Leute in die Steinzeit zurückschickt, hinter solch einem Führer laufen sie hinterher. Hinter einem Hitler, einem Stalin, einem Napoleon oder Alexander, da laufen sie her, auch wenn die Einzigen, die etwas davon haben, die Herren und ihre Führungskader sind. Hinter einem Khomeini oder Papst, da laufen sie hinterher, interessanterweise ganz besonders die Frauen, denen doch genau von diesen Philosophien ihre Menschenwürde streitig gemacht wird mit einem nicht einmal von der Hand zu weisenden Argument, sie seien ja gar keine richtigen Menschen vor Gott (homo, hominis, l’homme, der Mensch, he, the man, m.)…

wie kommt das bloß? Wieso folgen Menschen anderen Menschen sogar gegen ihre ureigensten Interessen?

Zu Tausenden rennen sie hinter solchen Leuten her und je weniger Verstand diese in ihren Worten ansprechen, umso mehr. Herr Bush beispielsweise antwortet auf die Vorwürfe von Amnesty International ganz schlicht und einfach damit, dass diese Kritik „absurd“ sei, während seine Pressegefolgschaft AI fantasielos Parteilichkeit vorwirft („highly politicised pressure group“) und seine Vize sich gar gekränkt („offended“) fühlt, der Ärmste. Und stell’ dir vor, alle Welt versteht das! Unsere Deutschen, die jetzt so glücklich wieder konservativ wählen, mit all der Wirtschaftskompetenz, die 1998 trotz eines explodierenden Wirtschaftswachstums durch die Kohl’schen MöchtegernDerGroße-Milliardenschulden zu Arbeitslosigkeit und Sozialabbau führten – ohne dass Kohl und seine CDU/CSU eine globale Klimaveränderung in der Politik von dermaßen gigantischen, negativen Auswirkungen zu erleben hatte wie die Rot-Grünen nach 09/11 -, unsere Deutschen kümmert das nicht. Keiner fragt, wieso AI gegenüber irgendwelchen schwächeren Ländern Recht hat und gegenüber dem Stärksten zufälligerweise unrecht – purer Neid auf wahre Größe durch die Menschenrechtler?

Freilich dürfte sich nicht nur keiner fragen, warum AI so „parteilich“ ist, das Thema „Menschenrecht“, das diese „überholte Organisation“ verteidigt, ist einfach nicht mehr „in“.

Hauptsache, ich kassiere noch mein Gehalt und kann billig fliegen und billig kaufen und billig konsumieren – wen kümmert’s, wer das zu bezahlen hat, solange ich es nicht bin? Hemden für ein paar Euro im Supermarkt von kleinen asiatischen Händen genäht – wen juckt’s? Für ein paar Euro schnell mal in den Urlaub geflogen, die Umwelt rein zum Spaß versaut – nach mir die Sintflut! Und wenn ich Lust auf irgendein Obst habe, das mein Nachbar mir nach seinem Exotenurlaub als „Experten-Geheimtipp“ verkauft, dann muss ich das praktisch umsonst auch kriegen, damit er mir ja nichts voraus hat!

Alphamännchen-Spiele, Bananenhaufen-Mentalität - wer das anspricht, der hat schon gewonnen.

Also habe ich verloren. Denn genau das kann ich gerade nicht ansprechen – ich muss die Intelligenz der Leute nutzen, um ihnen eine „gute Idee“ zu verkaufen, doch dafür müssen sie Zeit investieren…

und die hat heute, trotz angeblicher 37-Stunden-Woche, keiner mehr in Deutschland – höchstens Arbeitslose.

Und die haben wohl nicht die Energie dafür.

Grenzen.

Vielleicht erkennst du daran generell das Gute gegenüber dem Schlechten, nicht nur das Genie gegenüber der Dummheit: Nur das Gute hat Grenzen, das Schlechte ist grenzenlos.

Bestätigt schließlich auch die Globalisierung.

Anstatt, wie lange gehofft, Wohlstand und Gesundheit für alle Menschen der Erde zu bringen, haben unsere politischen und Industrie-Bosse nichts weiter getan, als Armut und Elend für alle Menschen - bis auf, siehe oben, die Rattenfänger mit ihren Führungskadern – in alle Ewigkeit zu garantieren.

Auch eine Form gleicher Lebensbedingungen.

Nun ja, deshalb vielleicht das lange Schweigen. Denn auch wenn du Ungerechtigkeit nicht ertragen kannst und immer noch bemerkst, dass selbst die schwarzmalendsten Reportagen im Fernsehen über die Klimakatastrophe zu vergessen scheinen, dass als Krönung des Weltuntergangs der Golfstrom sehr wohl aussetzen kann – was gerade Europa bis ins Mark trifft -, so wirst du angesichts der Lethargie deiner Nachbarn einfach ruhig.

Was soll’s? Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Emanzipation – von Drittweltländern, Frauen, Minderheiten, Behinderten – sind keine Wahlthemen mehr. Dass die Atomindustrie jetzt schon die Sektkorken knallen lässt? Kein Problem. Dass die „Beschränkungen“ für die Wirtschaft aus so lästigen Gründen wie Datenschutz und Umweltverträglichkeit in Zuversicht auf die neue Regierung bereits wieder belächelt werden – ist doch ok! Die Anbiederei an die Wirtschaftsbosse hat gestern keine Arbeitsplätze geschaffen, wird es morgen auch nicht tun, aber wir predigen es trotzdem und buckeln einfach weiter. Es könnte ja eine Banane für uns abfallen.

Dass Umweltschutz tatsächlich Arbeitsplätze schuf und uns zu einem der wenigen Länder mit einer gewissen Kompetenz in einer lebensfähigen Zukunft macht (mit einem gar nicht zu verachtenden zukünftigen Markt, wenn China endlich einsieht, dass selbst die Reichsten ohne saubere Luft nicht leben können) – dieses Faktum verwenden noch nicht einmal die Grünen mehr im Wahlkampf.

Also sterbt mal schön, Kinder, Hauptsache, es kostet nichts.

Wird hart sein, in einer solchen Gesellschaft mit ehrlicher Arbeit noch Geld zu verdienen.

Und genau das ist das Konzept von Open Source, wie ich es sehe – einfach schön, dass es noch Leute gibt, die daran glauben, dass ein Geschäft nicht auf Betrug basieren muss, um richtig gut zu sein. Habe deshalb trotz der vielen ärgerlichen Worte höchst optimistisch meine Linkliste um ein paar interessante Open-Source-Anwendungen ergänzt (Rubrik Geschäftsanwendungen).

15:07:15 Dixi: there is an end of the matter; everything that could be said has been said – for today

10.05.2005

Anonymer Arbeitnehmerspruch:
Die Praxis schafft alles.

Nun ja, ob Python hält, was Omnis verspricht, weiß ich noch nicht – dass ich weder mit GNUe noch mit ERP5 oder Compiere (siehe Linkübersicht) etwas anfangen kann, schon.

ERP5 ist mir zu speziell, scheint auf irgendwelche Bedürfnisse zugeschnitten zu sein, die ich trotz langer Berufstätigkeit im deutschen gehobenen Mittelstand nicht wieder erkenne, GNUe ist keine ERP-Umgebung, sondern eine ERP-Entwicklungsumgebung und erfordert noch viel Zeit, um anwendbar zu werden und Compiere? Ist bereits zu weit fortgeschritten, da brauchst du eine Firma, um es vernünftig betreuen zu können.

Also wende ich mich jetzt anderen Produkten zu…

und ärgere mich derweil wieder, so als Couch Potato, über die Erfolgreichen. Gestern zappte ich zufällig in eine Talkshow mit einem Filmemacher, der als Nachkriegskind über seine Erfahrungen sprach. Klang richtig vernünftig, bis er auf das Thema „Globalisierung“ kam, da hörte er sich an wie ein Amerikaner. Die Unaufhaltsamkeit der Globalisierung, Konkurrenzfähigkeit, die Mühen der tapferen Unternehmer und die unsägliche Kapitalismusdebatte müsste Deutschland, das doch seit den 90er Jahren im Stillstand vertrödelte, endlich überwinden.

Und weil ich diese „unsägliche Kapitalismusdebatte“ bereits führte, als sie noch nicht in den Medien war, muss ich mich doch kurz verteidigen.

Denn das Wirtschaftswunder und die ökonomisch erfolgreichen 60er und 70er Jahre Deutschlands beruhten nicht, wie wieder einmal angedeutet, auf den – damals noch – so fleißigen und vor allem anspruchlosen, sprich billigen Arbeitskräften.

Das haben wir heute schon längst wieder, auch seit den „Stillstandsjahren“ der 90er, denn gerade die Großkonzerne verlieren schon weitaus länger Arbeitsplätze hier in Deutschland, nicht erst seit gestern. Lange bevor der Begriff „Globalisierung“ geprägt worden war, verlagerten die Riesen ihre Produktionsstätten ins billige Ausland – erinnert sich jemand an VW Brazil, die Textilindustrie, ganz zu schweigen von den verlorenen Branchen wie die Optik- oder die Elektronikindustrie, die nach Japan und anderen asiatischen Ländern abwanderten?

Und warum?

Wegen den „gierigen, faulen“ deutschen Arbeitnehmern – oder wegen den „kreativen, einfallsreichen“ deutschen Unternehmern?

Wohl eher wegen letzteren. Denn das Problem mit den stabshierarchischen Führerorganisationen ist, dass sie wesentlich von ihren Führern abhängen.

Und deren Qualität wird, ganz genauso wie die aller übrigen Professionen, nach der Gaußschen Glockenkurve verteilt sein. Und das heißt im Prinzip die 20:80-Regel: 1/5 ist ok, der Rest durchwachsen bis ganz schlecht.

Kürzlich hörte ich einen Spruch, den ich den Anbetern des Führungsprinzips kenntlich machen möchte:

Anonymer Arbeitnehmerspruch:
Die Praxis schafft alles.

So weit ist es in Deutschland gekommen mit den Führern. Das Problem der Stabshierarchie ist nämlich Macht – und Macht aktiviert biologisch fundierte Instinkte, die weitaus älter als das Großhirn sind. Bestes Beispiel ist das Spiegelexperiment bei Schimpansen. Alle sehen hinein und alle realisieren, dass der Spiegel nur ihr eigenes Abbild ist – bis auf das Alphamännchen. Das ist dazu nicht in der Lage, denn bevor sein Verstand einsetzt, hat seine Machtgier bereits zugeschlagen: Es muss den „Konkurrenten“ gegenüber angreifen.

Und weil das Erkennen von Spiegelbildern als ein deutliches Zeichen hoher Intelligenz angesehen wird, ist eine herrlich einfache Schlussfolgerung:

Macht verblödet.

Das hat euch noch keiner gesagt, nicht wahr? Macht ist ein Instinkt, dessen Gewalt über die menschliche Psyche direkt aus dem Überlebensinstinkt stammt, denn wer Macht hat, kann „machen“, kann seine Interessen vertreten, seine Entscheidungen durchsetzen, kann sich wehren, sich Nahrung beschaffen – lebt länger. Landet nicht in Konzentrationslagern, wird nicht gefoltert, muss nicht verhungern – ja, kann im Gegenteil Widersachern und Feinden, die das eigene Überleben in Frage stellen, genau dies antun und sich damit selbst beweisen, wie stark und ungefährdet er doch ist.

Aber die Menschen überlebten nicht, weil sie den alten Instinkten folgten – sondern weil sie Kultur und Wissen schufen, im Team zusammenlebten und Informationen austauschten, weil ihre Führungsriege sich der Gemeinschaft verpflichtet fühlte und nicht nur die Gemeinschaft der Führung: herrliches Beispiel ist Häuptling Däumling.

Und hier, mein erfolgreicher Filmemacher, ist denn auch der große Unterschied zum Deutschland der Vergangenheit und dem Deutschland des Killerkapitalismus. Denn damals arbeitete die Führung noch zusammen mit ihren „Untertanen“, fühlte noch so etwas wie Verantwortung, opferte selbst und „ließ nicht nur opfern“. Damals verdienten selbst die Konzernleiter nicht das Vielhundertfache des Firmendurchschnitts, damals fuhren sie nicht zweistellig prozentuale Gehaltserhöhungen dafür ein, dass sie ihren eigenen Leuten die Existenz raubten…

damals sprach man noch von „wir“ in einem Unternehmen – die Leute waren stolz darauf, in „ihrer Firma“ zu arbeiten. Heute gibt es das nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Studien beweisen, dass wohl kaum ein europäisches Land so unglückliche Arbeitnehmer hat wie Deutschland.

Und das, obwohl die „faulen Deutschen“ längst wieder die 40-Stunden-Woche haben, längst wieder – relativ zu den Preisen und erst recht relativ zu den Gehältern ihrer Führern – Gehaltsverzicht üben, also „brav das tun“, was Wirtschaft und Politik von ihnen verlangen, verlangen, verlangen – ohne jemals dafür das, was zum Ausgleich dafür versprochen wird: „wachsende Wirtschaft, neue Arbeitsplätze“ zu erhalten. Denn dafür muss man schon zu 1-Euro-Jobs bereit sein als kleines Licht, während gleichzeitig der Unternehmer sich in prächtiger Großbauernmanier des Mittelalters gebärden darf, als hätte er vergessen, dass er nicht alles alleine machen kann.

Der erfolgreiche Filmemacher kann sich das erlauben, so etwas zu vergessen – er hat Geld und Macht und schafft tatsächlich Arbeitsplätze. Ich aber, an der unteren Ende der Nahrungskette, merke sehr deutlich, wie schnell fehlende Arbeitskraft Grenzen setzt, wie viel nur die Gemeinschaft schaffen kann – die, ganz wie es die ML-Methode errechnet, eine zentrale Entscheidungsstelle haben muss..

eine Führung, aber (und das ist die Krux!) eben keinen Führer.

Wer sich die Gemeinschaft zerstört, zerstört sich damit auch die Effektivität und Effizienz – denn auch das lehrt die ML-Methode: Nur eine Gleichverteilung von Arbeit schafft das umfangreichste und dabei qualitativ taugliche Ergebnis, nur der „demokratische Aufbau“ ist die optimale Lösung einer Informationsverarbeitung.

Das ist der wesentliche Unterschied, der die Kapitalismusdebatte nährt: Dass rücksichtslos Entlassungen stattfinden, um nichts weiter zu bewirken, als die Gehaltserhöhungen der Führung zu bezahlen – und vor allem…

deren Fehler wieder gut zumachen.

Anonymer Arbeitnehmerspruch:
Die Praxis schafft alles

heißt nämlich nichts weiter, als dass die dümmsten Bosse von den deutschen Ameisen noch „egalisiert“ werden können, dass genügend Kreativität, Unternehmergeist und Fleiß in den „faulen deutschen Mitarbeitern“ steckt, um die Selbstzufriedenheit, Selbstüberschätzung und Selbstbedienungsmentalität ihrer Bosse ausgleichen zu können und den „Laden am Laufen“ zu halten…

wenigstens eine Zeitlang.

Das, meine Herren Unternehmeranbeter, ist nämlich deutscher Alltag heutzutage.

Das ist genau das, was man „Dekadenz“ nennt: Verfall einer reichen Gesellschaft von oben her.

08:33:22 Dixi: there is an end of the matter; everything that could be said has been said – for today

26.04.2005

Henrik Ibsen:
Alle Entwicklung ist bis jetzt nichts weiter als ein Taumeln von einem Irrtum in den anderen

Taumeln - so ähnlich geht’s im Moment auch mit meinem Projekt. Während ich mich anfangs noch mehr um die Automatisierungsschiene der vorgefertigten Programmbausteine beziehungsweise deren Grundstruktur kümmerte – war der Grund, warum ich die „Zeitfresser“ eine Weile vorantrieb, auch wenn die Entwicklungsumgebung Omnis Studio (siehe Linkübersicht) nicht wirklich viel mit UML und Java zu tun hat – so begann die Einarbeitungszeit in Java und seine „gigantischen Weiten“ an Frameworks und Servern immer mehr Zeit zu kosten. Sogar ArgoUML blieb allmählich auf der Strecke.

Doch zerfasern hilft niemandem etwas – Konzentration ist das eigentliche Geheimrezept, willst du vorankommen in neuen Gefilden. Das war schon immer meine Stärke: Konzentration. Mich nicht unterkriegen zu lassen, auch wenn ich klein anfangen muss und mich dann Schritt für Schritt tiefer einarbeite. So begann ich mit Omnis Studio und schrieb am Ende ein Buch darüber, um die Möglichkeiten, die ich damit tatsächlich realisieren konnte, urheberrechtlich abzusichern.

Warum tat ich das nicht genauso hier? Schlagartig finde ich mein Vorgehen nicht sonderlich professionell – wieso habe ich nicht all die verführerischen Möglichkeiten von Java links liegen lassen und mich über das Problem und ArgoUML vorangearbeitet? Weil ich einfach wusste, dass ich mit reinem Java auf einer reinen UML-Basis kaum Geld verdienen könnte? Weil ich wusste, dass das Projekt vorzeigbar in vernünftige, verwendbare Software münden muss und das eben nur machbar ist, wenn du dich in der Java-Umgebung wenigstens halbwegs orientieren kannst?

Außerdem kostet mich mein tägliches Leben ganz schön Zeit. Du hast immer wieder ein Projekt außerhalb deines „Hobbys“ und vor allem brauchst du immer wieder Geld für deine Rechnungen, ich schätze freilich, das sollte anderen genauso gehen.

Und weil die Zeiten so gar nicht rosig aussehen für alte ERP-Hasen, die in 30jähriger Software Erfahrung haben, machst du dir eben Gedanken. Und die Gedanken drehten sich um Open-Source-ERP und -CRM, die sich langsam zu mausern beginnen, wobei CRM schon ganz respektable Funktionsumfänge liefern soll, wie es heißt. Wie aber, wenn du als Kunden gar nicht den Großkonzern oder den oberen Mittelstand im Auge hast, sondern die kleinen Firmen? Diese haben längst nicht die Ansprüche wie die größeren – obwohl letztere auch schon zurückstecken angesichts der Kostensituation. Und wer sich Microsofts® Produkte kauft, rechnet, ganz wie bei Open-Source, kaum wirklich mit intensivem Service, vielleicht mit ein Grund, warum das größte deutsche ERP-Beratungshaus für MS-ERP in Insolvenz gehen musste.

Warum sollte dieser Kundenkreis dann nicht auch für kostengünstige Open-Source zu begeistern sein, dachte ich mir und fing an, einfach mal den Pfaden nachzugehen, die sich so langsam in der IT-Presse verbreiten. Und landete bei drei Produkten, die bereits auf den ersten Blick ansprechend waren: Compiere, GNU enterprise (GNUe) und ERP5 (siehe Linkübersicht), wobei ersteres in Java geschrieben ist, über MDA (model driven architecture) auf JBoss funktioniert und wohl den größten Funktionsumfang zur Verfügung stellt…

die beiden anderen dagegen praktisch nur ein höchst ansprechendes Toolset versprechen – dafür aber in Python geschrieben sind, einer objektorientierten Interpretersprache, die effiziente Metaprogrammierung verspricht – mein absolutes Spezialgebiet!

Und weil ich Omnis Studio sehr liebte, das auch eine objektorientierte Interpretersprache mit ausgiebigen Möglichkeiten zur Metaprogrammierung ist, und weil ich es leider wegen seiner höchst wankelmütigen Preispolitik professionell nicht verwenden konnte, ziehe ich nun in Betracht, mein Projekt umzustricken.

Möglicherweise…

möglicherweise ist eines der beiden Python-Toolsets geeignet, das, was ich mit dem Projekt erreichen will, zu unterstützen: eine abstrakte Modellierebene, auf der die ML praktisch verwendet werden kann, um die Geschäftsprozesse zu optimieren und zu installieren, die dann automatisierbar in ausführbare Software umgesetzt wird.

Doch dazu muss ich erst herausfinden, ob Python hält, was mir Omnis Studio verspricht – und wie die Design-Strategie der ERP-Bausysteme GNUe und ERP5 ist…

14:00:12 Dixi: there is an end of the matter; everything that could be said has been said – for today

15.04.2005

Faust, Studierzimmer:
MEPHISTOPHELES: Ich bin der Geist, der stets verneint
denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht

Faust und Mephisto, mit beiden fühle ich eine echte Seelenverwandtschaft.

Aber die Romanfigur, die am Perfektesten in der Welt der Literatur zu mir zu passen scheint,…

ist Don Quijote.

To dream the impossible dream,
To fight the unbeatable foe,
To bear with unbearable sorrow,
To run where the brave dare not go --
To right the unrightable wrong,
To love pure and chaste from afar,
To try when your arms are too weary,
To reach the unreachable star –
This is my quest:
To follow that star,
No matter how hopeless,
No matter how far,
To fight for the right,
Without question or pause,
To be willing to march into Hell
For a heavenly cause.
And I know if I'll only be true
To this glorious quest,
That my heart will lie peaceful and calm
When I'm laid to my rest
And the world will be better for this --
That one man, scorned and covered with scars
Still strove with his last ounce of courage
To reach the unreachable star.

From: Man of La Mancha (Quelle 15.04.2005 sowie 13.08.2005)

Nachtrag: Copyright Date: 1945, Composer: Mitch Leigh, Lyricist: Joe Darion, Performer: Richard Kiley, Illustrator: Oscar Le’buran, Publisher: Sam Fox Pub. Co., Titel des Songs „The Impossible Dream“

16:18:55 Dixi: there is an end of the matter; everything that could be said has been said – for today

08.04.2005

Alte Weisheit:
Wer arbeitet, hat keine Zeit, Karriere zu machen.

Nieten in Nadelstreifen.

Wer kennt ihn nicht, diesen eingängigen Bestseller-Titel? Und vor allem, wer kennt nicht tausend Beispiele dafür?

So hoch sich die Führungsriege selbst einstuft – jederzeit an dem fast priesterlichen Ton festzustellen, den sie im Fernsehen anschlagen, wenn es ans Fordern geht oder ans Begründen hoher Selbstbelohnungen selbst angesichts von Werthalbierung (per Aktienverlust der Firma) oder dem heiß geliebten Stellenabbau – so wenig scheinen die Deutschen letztendlich darauf hereinzufallen.

„Ob Mehrarbeit bei gleichem Gehalt oder Lohnverzicht, ein großer Teil der Bevölkerung ist davon überzeugt, dass der Gürtel enger geschnallt werden muss, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Die Verzicht predigenden Top-Manager sind jedoch in den Augen der Deutschen selbst ihr Geld nicht wert - so das Ergebnis einer Emnid-Repräsentativumfrage im Auftrag des Karriere-Portals Jobware.“ (Quelle 08.04.2005)

Endlich mal ein aufmunternder Unterschied zu den Amerikanern. Diesen wurde über die Jahre ein Pawlowscher Reflex andressiert hinsichtlich des Begriffs „Kommunismus“ und damit hatte der Geldadel natürlich leichtes Spiel. Jedes Mal, wenn Gewerkschaften auf das Recht der Arbeitnehmer pochten, erklang der Ruf „Kommunismus“ (in Deutschland abgemildert „Sozi“), jedes Mal, wenn die Höhe der Selbstbelohnung der Chefetagen in Frage gestellt wurde, ertönte die emotionale Fanfare „Neid“ – sehr schön an den Reaktionen amerikanischer Durchschnittsbürger zu den Zeiten des Enron- oder Worldcom-Skandals zu sehen, wenn normale Leute, die täglich für das gerade stehen müssen, was sie falsch machen, gefragt wurden, wie sie denn zu den ganzen Vorkommen stehen würden. So Nebensätze wie „ich neide sicher niemandem sein Einkommen“ waren geradezu an der Tagesordnung. Diesen braven Untergebenen-Gemütern ist augenscheinlich nie die Diskrepanz aufgefallen zwischen den Anforderungen an sie, das Vielhundertfache des Durchschnittsgehalts ihrer Firmen für diejenigen, die sich selbst bedienen können, als angemessen ansehen zu müssen, während ihnen selbst immer ein „viel zu hoher Lohn“ bescheinigt wurde – von genau diesen anderen. Erinnert das nicht ein wenig an den Splitter im Auge des Nachbarn? Solange die anderen etwas erhalten, ist es viel zu hoch, solange ich es bekomme, ist es viel zu niedrig?

Ist freilich die Begründung für die hohen Gehälter der Führenden nicht, dass sie soviel Verantwortung tragen und dass sie deshalb entscheidend am Wohl und Wehe der Firma beteiligt sind? Und ist das nicht letztlich eine Begründung mit Hilfe des Leistungsprinzips?

Kennt noch jemand den Namen „Ken Lay“? Der Enron-Manager, der sich Hunderte von Millionen Dollar zuschusterte, als sein Unternehmen längst ruiniert war? Vielleicht kein Wunder in solch einer Firma, für die „anständiges Unternehmertum“ ein Fremdwort gewesen zu sein scheint oder in einer Zeit, in der das wohl recht verbreitet war.

Doch wie gesagt…

bei der Einschätzung der Führungsriegen geht es in Deutschland vielleicht doch nicht ganz so komfortabel für selbsternannten Propheten des Freien Marktes zu. Während Ken Lay, der Tausende von Menschen in den Abgrund führte, ein luxuriöses Leben führt aufgrund der Hunderte von Millionen, die er sich rechtzeitig aus dem sinkenden Schiff retten konnte, müssen unsere Herren wenigstens vor den Richter, auch wenn nicht viele Chancen bestehen, die Seilschaften der Oberen Zehntausend so einfach zu durchbrechen.

Und auch Jobpilot diskutiert ein Problem, das weitaus häufiger vorkommt, als unseren hierarchisch strukturierten Firmen lieb sein kann: das Problem der „Nieten in Nadelstreifen“ – und der einfache Rat für die betroffenen Mitarbeiter heißt: bloß nicht ehrlich sein!

„Das ist eine ganz sensible Kiste. Viele Chefs werden sauer, wenn sie direkt auf ihre vermeintliche Überforderung angesprochen werden und rächen sich an dem Mitarbeiter, der das offene Gespräch gesucht hat….

Wenn Ihr Chef überfordert ist, sollten Sie trotzdem nicht vergessen, ihm Anerkennung und Achtung entgegen zu bringen. Sie schaffen damit ein besseres Arbeitsklima und erleichtern auch sich selbst die Arbeit.“ (Quelle 08.04.2005)

Im Klartext – während die Führung „hart durchgreifen“ darf, um den starken Mann zu markieren, soll der Untergebene verzeihend und gar einschmeichelnd sein.

Während also der Chef „die Hosen anhaben“ soll, hat der Angestellte möglichst „weibisch“ zu sein, Bewunderung und Anerkennung unabhängig von der Leistung zu zollen und dabei möglichst wenig eigene Ansprüche zu stellen, nur um den Vorgesetzten bei Laune zu halten. Während der Chef Fehler über Fehler machen darf, die das Unternehmen zum Untergang verdammen können, hat der Angestellte als das natürlichste Prinzip der Welt zu akzeptieren, dass er nicht nur selbst keinerlei Fehler machen darf, sondern dass er auch noch dann Beifall klatschen muss, wenn er längst die umfassende Inkompetenz erkannt hat.

Na, meine Herren Untergebenen, wie klingt das?

Gar nicht mehr so toll, wie?

Leistungsprinzip – das ist genau dasselbe wie mit jedem anderen Prinzip, das menschliches Verhalten steuern und bewerten darf: Es muss immer auf Umkehrbarkeit aufbauen, wenn es tatsächlich funktionieren soll.

Da freilich Umkehrbarkeit kaum zwischen „oben“ und „unten“ gegeben ist, scheint auch die folgende Textstelle plötzlich sehr verständlich zu werden:

„Gute Leistung im Job bringen viele. Bei der beruflichen Karriere kommt es aber nur zu zehn Prozent auf die Leistung an. Von Bedeutung sind nach einer Umfrage unter Führungskräften und Personalverantwortlichen bei IBM ein gutes Image und ein hoher Bekanntheitsgrad im Unternehmen.“ („Redmark Newsletter: Mit dem Fachbeitrag "Karrieretricks und Karrieretipps" machen Sie Karriere“ v. 06.04.2005)

10% Leistung, 90% Selbstvermarktung – kein Wunder, dass die Top-Manager soviel verdienen, während ihre Firmen – und ihre Nationen und deren Wirtschaften – den Bach heruntergehen.

Das ist in Amerika so und das ist in Deutschland so.

Führung kritisch zu sehen und sie an ihrer Leistung zu bewerten, kann deshalb nur vorteilhaft sein – der Punkt geht also an uns. Doch noch einen weiteren Vorzug haben wir hier in Europa: Wir haben die Glaubenskriege längst hinter uns gebracht, Amerika dagegen bereitet sich gerade darauf vor, will Wissenschaft nicht nur der Politik unterwerfen, sondern auch von der Zustimmung der Religion abhängig machen: Stichwort Kreationismus (Quelle 08.04.2005). Angesichts dieser Entwicklung dürfte uns der Große Bruder bald als ernstzunehmender Konkurrent wegfallen, Kinder.

Ihr glaubt das nicht? Dann seht euch die Mitarbeiterzahlen der amerikanischen Konzerne an – selbst die höchstqualifizierten neuen Stellen sind in Indien angesiedelt (es gibt sogar schon ein Wort dafür: „bangladoren“), die neuen Jobs, die noch in Amerika geschaffen werden, sind überwiegend im Dienstleistungssektor angesiedelt.

„A country that permits its manufacturing and its technical and scientific professions to wither away is a country on a path to the Third World.“ (Quelle 08.04.2005)

Doch vielleicht liegt die höhere Kritikbereitschaft der Deutschen auch schlicht und einfach in ihrer Erfahrung mit Führern begründet?

Und da ist längst nicht nur Hitler gemeint.

Sogar die Gewalt verliebten Amerikaner, die so gerne nach dem Motto handeln „don’t think, just act“ sind als Führungspersönlichkeiten in Wahrheit angenehmer als die deutschen Bonzen:

„Deutsche Manager pflegen einen härteren Führungsstil als ihre Kollegen in anderen Ländern. Sie verfolgen eher kurzfristige Ziele und lassen ein „klares Profil auf die Ausrichtung in die Zukunft“ vermissen.“ (Quelle 08.04.2005)

Der Witz dabei?

Ihre Strategie schädigt nicht nur ihre eigenen Firmen, sondern die ganze Nation:

„Dieses Führungsverhalten, das kurzfristige Ergebnisverbesserungen in den Vordergrund stellt und gegenüber langfristigen Wachstumsstrategien zurückhaltend ist, schlage sich auch gesamtwirtschaftlich nieder, meint Zehnder-Deutschland-Chef Bernd Wieczorek: „Die chronische Wachstumsschwäche liegt wesentlich in der Investitionszurückhaltung begründet.“

Und als I-Tüpfelchen sind diese „harten Kerle“ dann noch diejenigen, die nicht nur keinen Grund sehen, selbst für ihre Firmen und damit für ihre Nation etwas zu tun, nein:

„Gefragt nach den Qualitäten ihres jeweiligen Heimatstandorts, äußerte sich keine andere Nationalität so negativ wie die Deutschen: Nur 16 Prozent sehen in der Bundesrepublik Wachstumspotenzial“

Und wieder einmal – „der Splitter im Auge des Nachbarn“…

Warum ein solch kurzfristiges Verhalten auch kontraproduktiv zu ihrem Auftrag ist, die eigene Firma zu fördern?

"Im Fokus: Krisenbewältigung" (CW 13/2005, S. 42, Kürzel hv):

Dort wird klipp und klar festgestellt, dass in den Krisenzeiten sich die Spreu vom Weizen trennt – und dass Geiz noch keine Firma gerettet hat. Ganz im Gegenteil waren in den IT-Katastrophenjahren 2001-2003 diejenigen Firmen „am erfolgreichsten, die sich auf ihre Technologie sowie auf Forschung und Entwicklung konzentriert und dort kein Personal abgebaut haben“. Die, denen dieses Geld zu wertvoll war und die lieber in kurzfristige „Marketing- und Vertriebsanstrengungen“ investierten, zogen dagegen „am Ende den Kürzeren“.

Die Jahre waren wirklich hart gewesen für die verwöhnte Branche, die zuvor häufig genug eine Selbstbedienungsmentalität an den Tag gelegt hatte, die an Betrug grenzte: Von den 700 befragten börsennotierten ITK-Unternehmen überlebten nur 500.

Und diese lieferten herrliche Zahlen:

74% der Überlebenden waren solche, die in Innovation trotz der „Durststrecke“ investierten, doch nur bei 28% der Verlierer war dies der Fall. 63% der Überlebenden haben auch die (Weiter)Entwicklung mit Partnern vorangetrieben, nur 19% der Verlierer.

Sicher ist, dass Firmen, die kein Geld mehr haben, auch nichts investieren können – doch die meisten Firmen sind doch…

wie Karstadt.

Hätten die Allmächtigen an der Spitze nicht nur selbst verliebt in den Spiegel gesehen, wären sie ein wenig fähiger gewesen oder auch nur ein wenig weniger gierig, dann würde Karstadt, das noch vor kurzer Zeit ein Goldesel gewesen war…

nicht heute um sein Überleben bangen.

Und wer zahlt für diese Inkompetenz?

Die Herren in den Nadelstreifen nicht – die haben längst ihr Schäfchen unerreichbar für Schadensersatzansprüche jeglicher Art ins Trockene gebracht.

Nein, wir alle zahlen dafür – ganz Deutschland. Eine skeptische Bevölkerung, die sehr klarsichtig registriert, dass ihre Manager „hart durchgreifen“ und „ihre Firmen bluten lassen“, um zu beweisen, dass sie führungsstark sind, die häufig sogar mit der Drohung von Arbeitslosigkeit als ganz alltäglichem Führungswerkzeug bearbeitet wird und zusehen muss, dass trotz aller Sparappelle die Vorgesetzten immer noch kräftige Gehaltserhöhungen erhalten und sich dann noch bei solchen Leuten einschmeicheln soll, weil diese eben die Macht dazu haben, Unschuldige zu Sündenböcken zu machen - eine solche Bevölkerung kauft nun mal nicht gerne. Wir Deutschen sind doch nicht blöd, wir merken doch, dass unsere Herren Führer in Staat und Wirtschaft uns schneller im Stich lassen, als wir „Papp“ sagen können und dass wir schon selbst unser Geld zusammenhalten müssen, wenn wir nicht im Armenhaus landen wollen. Und so kann keine Wirtschaft glänzen.

So schlägt die Härte am Ende auf die Manager selbst zurück – denn am Ende gibt es niemanden mehr zu entlassen, außer ihnen selbst. Und dann mag ihr „Schäfchen im Trockenen“ vielleicht doch nicht reichen – nicht jeder ist ein Ken Lay.

Und selbst die ganz großen wird es früher oder später treffen.

Denn die Jobs in Indien und China werden nicht nur in Amerika immer häufiger von Hochqualifizierten erledigt – das Know How wandert damit mit Siebenmeilenstiefeln in diese Regionen und dieses Know How sowie die zwar geringen, jedoch regelmäßigen Einkünfte: das schafft Märkte.

Und die kaufen den teuren westlichen Schwachsinn nicht für ewig, Kinder. Die meisten Elektrogeräte stammen in Indien bereits aus China, bald werden es auch die Autos sein, die Chemie ist schon unterwegs ins Manager-Paradies billiger Sklavenarbeiter…

warum also nicht auch eure Manager-Posten?

Ihr Herren Führungskräfte, wer braucht euch denn eigentlich – wenn ihr keine Angestellten mehr habt?

Die billigen Angestellten im fernen Ausland?

Die haben ihre eigenen Bosse.

Dämmert es euch jetzt?

Zuerst trifft es die Arbeiter, dann die kleinen Handwerker und Dienstleistungs-Unternehmer – die jetzt schon im Namen des allmächtigen freien Marktes durch die selbst ausbeutenden Ostvölker an den Rand des Ruins getrieben werden…

dann werden die Großhändler und die mittelständischen Zulieferer an die Reihe kommen…

und am Ende auch die deutschen Großkonzerne.

Denn, Ihr Herren Top-Manager – wer braucht euch Mercedes- und BMW-Führer noch, wenn Mercedes und BMW in China (nach)gebaut werden?

Bis ihr euere „Markenehre“ dort verteidigt habt, haben die Chinesen längst genug gelernt, um ihre eigenen, wahrscheinlich sogar zuverlässigeren Autos zu bauen, ganz wie es die Japaner vor ihnen taten.

Ja, Denken ist Glücksache.

Und je weiter du nach oben kommst, umso schwerer wird es – nicht zuletzt, weil der Puffer um dich herum die Widersprüche zur Realität auffängt, die deine falschen Entscheidungen verursacht haben und die die eigentlichen Antriebskräfte dafür sind, überhaupt etwas zu lernen nach dem Motto: (Nur) aus Fehlern wird man klug.

Glücklicherweise ist Information physikalisch – und Dummheit somit etwas, was sich früher oder später auch an den Dummen rächt, selbst wenn es die mächtige, vorsätzliche Dummheit des Spiegelsaals ist.

Der Witz beim Spiegelsaal? Die Schimpansen-Alphamännchen sind die einzigen ihrer Rasse, die nicht fähig sind, ihr Spiegelbild zu erkennen – weil sie vorher bereits ihren vermeintlichen Konkurrenten attackieren.

16:40:43 Dixi: there is an end of the matter; everything that could be said has been said – for today

01.04.2005

Deutsches Sprichwort:
Wes’ Brot ich ess', des Lied ich sing'

Cave Nominem.

Und nein – das ist kein Aprilscherz, das ist nur wieder einmal ein Hinweis darauf, dass meine Behauptung “wir machen alles, was die Amerikaner machen, nur mit einigen wenigen Jahren Verzögerung” leider viel zu wahr ist.

Die Hälfte oder gar 2/3 aller ganz normalen Artikel werden inzwischen wohl als Werbung eingestuft, geschrieben von PR-Journalisten, die in Lohn und Brot von Firmen stehen, denen die normalen, offenen Marketingmethoden schlicht zu ineffektiv und zu teuer sind. Warum sich also nicht der effizienteren Propaganda zuwenden? („Panorama“ v. 31.03.2005, ARD 21.45h – 22.30h)

Und die Medien machen mit, weil sie, sogar die öffentlichen Einrichtungen, den heimlichen Privatisierungen unterliegen nach dem Motto: der freie Markt wird’s schon richten. Bei der Presse sind es die Quoten, die entscheiden, wo es langgeht. Quoten entscheiden, dass billige Talkshows billige Voyeursbedürfnisse befriedigen dürfen und dass anspruchsvolle Reportagen zugunsten von Medien-Fastfood a la Infotainment gestrichen werden...

und dass „kostenlose“ Artikel, die nur halbwegs neutral klingen, zur Veröffentlichung gelangen – denn damit kannst du so tun, als würdest du deinen Lesern/Zuschauern etwas bieten und musst dafür nicht zahlen. Geiz ist geil ist die Devise, leider aber auch: Wer nicht zahlt, der kriegt auch nichts, früher bekannt als „von nichts kommt nichts“. Also werden all die teuren Pressearbeiten schlicht…

outgesourct – einmal anders. Ganz kostengünstig, weil ganz kostenfrei. Doch lässt sich bei Information das Sklavenprinzip, das der „freie Markt“ so liebt, nicht ganz aufrecht erhalten, denn Information muss durch die Köpfe laufen, da lässt sich das Gehirn des Untergebenen nicht ganz so einfach ausschalten. Also müssen die Recherchierenden, die Schreibenden bezahlt werden.

Wenn es aber nicht die Medien selbst sind, dann wird das wohl nur geschehen können von einer anderen Seite, die sich davon etwas verspricht.

Denn „Geiz ist geil“ gilt nur für die Ratten, für die Rattenfänger ist Geld nur ein Mittel zur Macht, das – wie es die Konservative Revolution in Amerika beweist - selbst von den größten Firmeninhabern mit den katastrophalsten Arbeitsbedingungen mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen wird…

und das über Jahre…

wenn es nur der eigene Macht dient, selbst im urkapitalistischen Amerika:

„Big individual donors and large foundations - the Scaife family and Olin foundations, for instance - form the base of the pyramid. They finance conservative research centers like the Heritage Foundation, the Cato Institute and the Intercollegiate Studies Institute, entities that make up the second level of the pyramid.
The ideas these organizations develop are then pushed up to the third level of the pyramid - the political level. There, strategists like Karl Rove or Ralph Reed or Ken Mehlman take these new ideas and, through polling, focus groups and careful attention to Democratic attacks, convert them into language that will appeal to the broadest electorate.“ (Quelle 01.04.2005, Registrierung erforderlich)

Und die „Konsumenten der Propaganda“ werden nicht einmal darüber aufgeklärt, denn alles läuft ja seine juristisch sauberen Bahnen – auch in Deutschland.

Warum das alles so erschreckend ist? Weil das die amerikanische Regierung jetzt ganz gezielt einsetzt – als ganz richtige, ganz politische Propaganda, die wir so gut kennen in Europa:

„It is a world where government-produced reports disappear into a maze of satellite transmissions, Web portals, syndicated news programs and network feeds, only to emerge cleansed on the other side as "independent" journalism.
It is also a world where all participants benefit.“ (Quelle 01.04.2005, Registrierung erforderlich)

Und wir alle wissen, was diese amerikanische Regierung „verkauft“: Unmenschlichkeit.

Unnütze Kriege voller Tod und Zerstörung, Verarmung der eigenen Unterschicht mit der Konsequenz der „Wiedereinführung“ des Hungers, Senkung von Lebenserwartung und Steigerung der Säuglingssterblichkeit, Abbau des Sozialnetzes und Verherrlichung des Rechts des Stärkeren als „Sozialdarwinismus“ (von wegen Terri Schiavo! Nur wer zahlen kann, darf leben, auch wenn er nicht wirklich viel Medikamente, Operationen oder Nahrung bräuchte).

Dabei hat dieser PR-Journalismus sicher drüben auch erst…

ganz klein angefangen.

Also, liebe Leser/Zuschauer:

Cave Nominem.

Seht ihr in irgendeinem Artikel einen Firmennamen, hört ihr in irgendeiner TV-Reportage eine Bevorzugung eines Produkts, dann ist das genau das, was wir alle unter „Schleichwerbung“ verstehen.

Und es ist das, was uns unsere Demokratie verkaufen wird, unseren Rechtsstaat madig machen wird…

in the end.

Bush lässt grüßen.

Oder glaubt ihr tatsächlich, dass ihr alleine so stark seid, euch in einer Welt von 6.000.000.000 Menschen durchzusetzen ohne die starke Gemeinschaft Deutschlands?

Dass ihr so klug und erfahren, so durchsetzungsstark und beliebt seid, dass ihr niemanden braucht? Auf den Schutz der Gruppe verzichten könnt?

Dann, ihr Einzelkämpfer, haben die, die wirklich genug Geld und Einfluss haben, schon gewonnen nach dem alten Rezept der Römer: Divide et impera.

Ben Franklin:
We must all hang together, or we shall surely all hang sepearately.

Wir alle, ihr Einzelkämpfer, haben nur deshalb so ein gutes Leben, weil unsere Nachkriegsgeneration – ja die, die jetzt ständig im Fernsehen ist und der jetzt bereits ihre Rente geneidet wird – die Ärmel hochgekrempelt hat und schuftete.

Und weil ihre Kinder noch wussten, wie leicht eine ganze Nation schlicht zertrampelt werden kann, wie leicht Erspartes, ja Häuser, sich in Rauch auflösen können und wie viel Arbeit und Mühe darin steckt, es nicht nur aufzubauen, sondern zu erhalten.

Doch diese dritte Generation – die Enkel – die haben davon keine Ahnung mehr. Für sie ist es nichts weiter als „normal“, reich und behütet zu sein.

Dass hinter unserem jetzigen Lebensstandard gemeinsame Mühen stecken (mit der Betonung auf „gemeinsam“, meine Herren Einzelkämpfer und „Führungspersönlichkeiten“)…

dass unser Leben auf tönernen Füßen steckt, sogar unser herrlich mildes Klima keinesfalls eine Selbstverständlichkeit ist…

das scheinen sie nicht mehr zu begreifen.

Und so verspielen sie das Fundament unseres Wohlstandes – die Demokratie, den Rechtsstaat, die auf dem Respekt vor jedem einzelnen beruhen, nicht nur auf dem Respekt vor denen, „die es geschafft haben“ und dass nur die gemeinsame Anstrengung aller (oder wenigstens der meisten) nicht nur unseren Wohlstand sichert, sondern gar unser Leben, denn Armut, das sagen euch immer noch die Nachrichten, kann schnell nicht nur unangenehm, sondern sogar tödlich werden.

Die Führerhörigkeit, die wir überall sehen in Wirtschaft und Politik, das selbstgefällige Vertrauen in die eigene Kraft oder die des Bosses ist nichts weiter als ein Überbleibsel aus unserer Vorgeschichte – eine wieder belebte Variante des Australophithecus robustus.

Der sich auf seine Stärke verließ und nicht auf seine Kultur, seine Intelligenz und seine Mitmenschen…

und der ausstarb.

Cave nominem.

Was mich an den frühen Kulturen – die, die uns aus dem Dunkel der Geschichte holten, die Schrift und Wissenschaft begründeten – immer so faszinierte, ist, dass ihre Relikte keine Namen tragen.

Keine Besitzer haben – keine Götter, keine Päpste, keine Könige.

Wie ein wirklich objektiver Zeitungsartikel.

18:34:11 Dixi: there is an end of the matter; everything that could be said has been said – for today


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